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Liebmann, Irina

Irina Liebmann (geb. 23. Juli 1943 in Moskau) ist eine deutsche Schriftstellerin, Essayistin? und Publizistin?. 2008 wurde sie für die Biographie über ihren Vater Rudolf Herrnstadt „Wäre es schön? Es wäre schön!“ (2008) mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.

Leben und Schreiben

Irina Liebmann wurde am 23. Juli 1943 in Moskau geboren. Ihr Vater war der Historiker und kommunistische Emigrant Rudolf Herrnstadt, ihre aus Russland stammende Mutter Valentina arbeitete als Germanistin?. 1945 kehrte die Familie in das zerstörte Berlin zurück. Wegen seiner Kritik an der Politik der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) verlor Irina Liebmanns Vater 1953 alle Ämter und wurde als „Feind der Partei“ in das provinzielle Merseburg/Sachsen-Anhalt verbannt. Dort verbrachte Irina Liebmann ihre Kindheit.

Irina Liebmann - (c) Leipziger Messe GmbH

1961 machte Irina Liebmann in Halle/Saale das Abitur. Danach studierte sie Sinologie in Leipzig und schloss 1966 das Studium als Diplom-Sinologin und Kulturwissenschaftlerin ab. Ihre berufliche Laufbahn begann Irina Liebmann 1967 als Redakteurin? bei der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Deutsche Außenpolitik“. Ab 1975 war sie überwiegend für die „Wochenpost“ tätig und lebte als freie Autorin in Ost-Berlin. Sie verfasste zahlreiche Reportagen? aus dem Leben der Menschen in der DDR. Daneben entstanden Hörspiele („Neun Berichte über Ronald, der seine Großmutter begraben wollte“ 1979, „Sie müssen jetzt gehen, Frau Mühsam“ 1982, „Ist denn nirgendwo was los?“ 1982) und Theaterstücke („Quatschfresser“, 1988 in Schwerin uraufgeführt), mit denen sie sich in der DDR einen Namen als ambitionierte und kritische Autorin machte. 1988 siedelte Irina Liebmann nach West-Berlin über.

„Berliner Mietshaus“ (1982)

Ihr literarisches Debüt? legte Irina Liebmann 1982 unter dem Titel „Berliner Mietshaus“ vor, das 1990 auch in der BRD veröffentlicht wurde. Der Band enthält äußerst detaillierte und einfühlsame Stimmungsbilder aus dem Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Die „Zeit“ urteilte über „Berliner Mietshaus“, dass sich unter dem behutsam gestaltenden Zugriff der Autorin erzähltes Leben zu literarischer Form verdichte. 1987 las Irina Liebmann beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt aus ihrem Prosastück „Hast du die Nacht genutzt?“. Für ihren Beitrag, der später in dem Erzählband „Mitten im Krieg“ (1989) erschienen ist, wurde sie von der Jury mit dem Ernst-Willner-Preis? ausgezeichnet. Die Jury lobte vor allem ihre musikalische und auf eigentümliche Art suggestive Sprache. Der Band „Mitten im Krieg“, teils noch in der DDR, teils schon in West-Berlin niedergeschrieben, versammelt Geschichten aus den letzten Jahren der DDR.

„In Berlin“ (1994)

Unter dem Titel „In Berlin“ legte Irina Liebmann 1994 ihren ersten Roman vor, der zum Teil persönliche Erlebnisse der Autorin spiegelt. Liebmanns eigenen Worten zufolge sollte der Roman kein Ost-Buch und kein West-Buch sein, sondern der Versuch, die Dinge – also Politisches, Historisches und Persönliches – wieder zusammenzubringen. In einer pulsierenden und temporeichen Sprache erzählt sie vom Klima des Umbruchs und von innerlich zerrissenen Menschen, die den Osten verlassen wollen und die dann im Westen vergeblich auf das Gefühl der Befreiung warten. Wurden diese Menschen betrogen – verraten? Der Roman spielt vor dem Hintergrund des Berlins der damaligen Zeit, und es gelingt der Autorin, die atmosphärischen Eigentümlichkeiten der Stadt mit wenigen impressionistischen? Federstrichen herauszuarbeiten.

„Letzten Sommer in Deutschland“ (1997)

Es folgte der von der Fachkritik viel gelobte Band „Letzten Sommer in Deutschland“ (1997), mit dem Irina Liebmann an die Tradition der romantischen Reiseliteratur anknüpfte. Für ihr Buch ist die Autorin im Sommer 1996 auf eine lange Reise gegangen – quer durch Deutschland, von Frankfurt an der Oder bis an den Rhein. Liebmann beweist, dass sie eine aufmerksame Ohren- und Augenzeugin ist, die die Geschichten anderer zu anspruchsvoller Reise- und Reportageliteratur? verdichtet. Entstanden sind einfühlsame Porträts? von Menschen und Städten, von Kirchen, Fabriken und Landschaften, die Liebmann mit viel Liebe zum historischen Detail erzählt. Daneben beinhaltet der Band? scharfsinnige Reflexionen? unter anderem über die Schriftsteller-Kollegen Bertolt Brecht, Brigitte Reimann und Marieluise Fleißer?. Auch in dem Essayband „Stille Mitte von Berlin. Eine Recherche rund um den Hackeschen Markt“ (2002) verknüpft Irina Liebmann Zeitgeschichte?, Archivmaterial? und persönliche Gespräche zu einer höchst eigenwilligen poetischen Bilderserie. Der Band ist als Vorarbeit für ein Romanprojekt entstanden.

„Die freien Frauen“ (2004)

In ihrem 2004 erschienenen Roman „Die freien Frauen“ erzählt Irina Liebmann die Geschichte von Elisabeth Schlosser – einer Mutter, die ihren Sohn retten will. Was ist mit ihrem Sohn? Das weiß niemand so genau. Fest steht nur: Er spricht nicht mehr, er arbeitet nicht und auch das Essen scheint ihm überflüssig. Das hört sich nicht gut an. Nach einer Hypnose landet Elisabeth Schlosser, die nebenbei auch noch auf der Suche nach ihrer eigenen Identität ist, in einem Cafe in Kattowitz – früher Deutschland, später Polen, heute geheimnisvolle Grenzregion zwischen Traum und Wirklichkeit. Ein Rezensent fand: Obwohl am Ende kein Sinn gestiftet werde und vieles offen bleibe, sei „Die freien Frauen“ doch ein schönes Buch. Ein anderer lobte besonders die starken allegorischen Bilder und die diagnostische Kraft des Romans, der von der Rezensentin zu den interessanteren Berlin-Romanen jüngeren Ursprungs gerechnet wird.

„Wäre es schön? Es wäre schön!“ (2008)

Viel Lob von der Fachkritik bekam Irina Liebmann auch für ihre 2008 erschienene Biographie über ihren Vater Rudolf Herrnstadt „Wäre es schön? Es wäre schön!“. Darin erzählt sie, wie ihr Vater, der aus einer jüdischen Familie im oberschlesischen Industrierevier stammte, gegen den Faschismus kämpfte, nach Moskau floh, zum bekanntesten Pressemann in der DDR aufstieg – und schließlich von seinen einstigen Genossen als „Feind der Partei“ in das provinzielle Merseburg abgeschoben wurde. Ein Rezensent war begeistert, denn das Buch, das leicht zu lesen sei, biete neue Mosaiksteine aus der Geschichte der DDR. Für ihre Biographie „Wäre es schön? Es wäre schön!“ wurde Irina Liebmann 2008 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.

Irina Liebmann lebt in Berlin und hat zwei Töchter.

Übrigens ...

betreute Irina Liebmann für die Zeitschrift? „Deutsche Außenpolitik" das Ressort Entwicklungsländer.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Irina Liebmann bei Jokers
  • Berliner Mietshaus. EA 1982. Berlin, Bvt Berliner Taschenbuch Verlag 2004, ISBN: 978-3833302428
  • In Berlin. EA 1994. Köln, Kiepenheuer und Witsch 1994, ISBN: 978-3462023374
  • Letzten Sommer in Deutschland. EA 1997. Berlin, Bvt Berliner Taschenbuch Verlag 2005, ISBN: 978-3833300257
  • Stille Mitte von Berlin. Eine Recherche rund um den Hackeschen Markt. EA 2002. Berlin, Nicolaische Verlagsbuchhandlung 2002, ISBN: 978-3875841503
  • Die freien Frauen. EA 2004. Berlin, Berlin Verlag 2004, ISBN: 978-3827003478
  • Wäre es schön? Es wäre schön! Mein Vater Rudolf Herrnstadt. EA 2008. Berlin, Berlin Verlag 2008, ISBN: 978-3827005892
  • Die schönste Wohnung hab ich schon, was soll denn jetzt noch werden? Gedichte. Berlin, Transit Buchverlag 2010
  • Drei Schritte nach Russland. Erzählung. Berlin Verlag, Berlin 2013
  • Das Lied vom Hackeschen Markt. Drei politische Poeme. Hanani Verlag, Berlin 2013

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