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Schneider, Robert

Robert Schneider (geb. 16. Juni 1961 in Bregenz) ist ein österreichischer Schriftsteller und Bühnenautor?. Er gilt als einer der großen Außenseiter der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur?.

Leben und Schreiben

Robert Schneider im Jahr 2010 - (c) Christina Bartsch/Wikimedia.org

Robert Schneider wurde am 16. Juni 1961 in Bregenz geboren. Als er zwei Jahre alt war, wurde er vom Ehepaar Schneider adoptiert und wuchs im Vorarlberger Bergbauerndorf Meschach auf. 1981 machte er am Bundesgymnasium Feldkirch sein Abitur und ging anschließend nach Wien, wo er Kompositionslehre, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft studierte. 1986 brach er das Studium ab und kehrte in sein Heimatdorf zurück, wo er einige Zeit als Reiseführer und Organist arbeitete.

Foto: Christina Bartsch/Wikimedia.org

„Schlafes Bruder“ - Sensationserfolg des Debütanten

Nachdem Schneider jahrelang für die Schublade geschrieben hatte, erschien 1992 sein Prosadebüt? „Schlafes Bruder“, das ein Sensationserfolg wurde. Mehr als 20 Verlage hatten den autobiographisch gefärbten Künstlerroman? abgelehnt, da er ihnen zu sehr auf die vorarlbergische Heimat des Autors zugeschnitten schien. Bis heute wurde „Schlafes Bruder“ weltweit mehr als 1,5 Millionen Mal verkauft und avancierte auch als Film (1995, Regie: Joseph Vilsmaier), Hörspiel, Oper und Ballett zu einem großen Publikumserfolg.

Im Mittelpunkt des mit grotesken Zügen ausgestatten Romans steht das musikalische Wunderkind Johannes Elias Adler, das unter seiner engstirnigen Umgebung, einer dramatischen Amour fou und seinem absoluten Gehör leidet. Um dem übermächtigen Schmerz zu entkommen, flüchtet er im Alter von 22 Jahren in den Tod: Er beschließt, nicht mehr zu schlafen und auf diesem Weg endlich Freiheit, Tod und Erlösung zu finden. „Schlafes Bruder“ war der Auftakt zur „Rheintal-Trilogie?“, die von den weitaus weniger erfolgreichen Romanen „Die Luftgängerin“ (1998) und „Die Unberührten“ (2000) komplettiert wird.

Die Literaturkritik reagierte auf das Erscheinen von „Schlafes Bruder“ mit zum Teil euphorischen Rezensionen. Der Buchkritiker der „Zeit“ sah in Schneiders Debüt? eine „unfromme Heiligenlegende?, ein höhnisches Andachtsbuch? für die lesenden Stände, geschrieben im Geist skeptischer Aufklärung und durchwirkt von heißer Leidenschaft“. Der in rund 20 Sprachen übersetzte Roman wurde im In- und Ausland mit renommierten Literaturpreisen ausgezeichnet.

Auf den Spuren des jungen Adolf Hitler

Wie in den Romanen stehen auch in Schneiders Bühnenstücken zumeist entwurzelte Außenseiter im Mittelpunkt des Geschehens. In „Traum und Trauer des jungen H.“ (1993) schildert er, wie sich der erfolglose Kunstmaler Adolf Hitler, verbittert durch Misserfolg, zum politischen Demagogen entwickelt. In dem Bühnenmonolog? „Dreck“ (1993) gibt ein Asylant, der in einer deutschen Stadt Rosen verkauft, seine Identität auf und hofft, dadurch Anschluss an eine fremde, seelenlose Kultur zu finden. Für das rund einstündige Stück „Dreck“ wurde Schneider 1993 mit dem Nachwuchs-Dramatikerpreis ausgezeichnet.

Seine „Komödie vom deutschen Heimweh“ wurde 1999 am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. Das Stück spielt unter hyperneurotischen Berliner Intellektuellen, die in einem Ostseebad über Sexualität und die deutsche NS-Vergangenheit debattieren. Die Moral des Stückes lautet: Deutschland gleiche einem „verlassenen Leuchtturm“, wo einst das Feuer der intellektuellen und aufklärerischen Leidenschaft gebrannt habe, finde man heute nur die kalte Asche eines menschenverachtenden Zynismus.

„Kristus“ - ein altertümelnder Historien-Roman?

Im Jahr 2001 erschien Schneiders Erzählung „Der Papst und das Mädchen“, die in einem Vorort von Rom spielt. Ein paar Tage vor Weihnachten macht die neunjährige Loredana Felice eine Klassenfahrt in den Vatikan. Dort trifft sie mit Papst Silvester IV. zusammen - zwischen den beiden ungleichen Menschen entspinnt sich ein Gespräch, das um die großen Fragen des Lebens kreist. Die Literaturkritik reagierte mit gemischten Urteilen. Auf Ablehnung stieß insbesondere der hohe, pathetische Ton Schneiders, der dem Leser ein hohes Maß an Kitschresistenz abverlange.

Geradezu vernichtend urteilte die Literaturkritik über Schneiders Roman „Kristus. Das unerhörte Leben des Jan Beukels“ (2004), in dem er die wechselvolle Lebens- und Leidensgeschichte des 1536 in Münster hingerichteten Wiedertäufers Jan van Leyden erzählt. Die Rezensentin der „Süddeutschen Zeitung“ sah in dem Buch einen altertümelnden Historien-Trivialroman, der im Tonfall eines Predigers geschrieben sei. Außerdem bescheinigte sie Schneider, dass er seit dem überwältigenden Erfolg seines Erstlings? zur Überschätzung seines schriftstellerischen Rangs neige.

„Die Offenbarung“ - ein witziger und gut zu lesender Zeitroman

Trotz der scharfen Kritik, die nicht selten mit Spott und Häme gewürzt war, ließ Schneider sich nicht entmutigen. In dem Roman „Die Offenbarung“ (2007) kehrte er zum Thema seines Erstlings?, der kompromisslosen Macht der Musik, zurück. Die spannende Handlung rankt sich um einen fiktiven Jahrhundertfund: Der abgeschieden lebende Musikforscher und Organist Jakob Kemper findet am Heiligabende des Jahres 1992 im morschen Gehäuse der Naumburger Kirchenorgel ein unbekanntes Werk von Johann Sebastian Bach. Die magischen Melodien ziehen Kemper in ihren Bann. Bald darauf gerät sein ganzes Leben ins Wanken.

Der Rezensent der „Süddeutschen Zeitung“ lobte „Die Offenbarung“ als ein fesselndes Buch, in dem Schneider gekonnt romantische Topoi? verarbeite und dem Pathos mit Humor begegne. Die „Neue Ruhr / Neue Rhein Zeitung“ sah in dem Buch einen witzigen, gut zu lesenden Musik?- und Zeitroman, bei dem Robert Schneider nur selten übers Ziel hinausschieße.

Robert Schneider lebt im Haus seiner verstorbenen Adoptiveltern in Vorarlberg.

Übrigens ...

hat Robert Schneider einen zweiten Wohnsitz in New York.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Robert Schneider bei Jokers
  • Schlafes Bruder. EA 1992. Reclam Verlag, Ditzingen 2007, ISBN: 978-3150207437
  • Die Luftgängerin. Roman. Blessing Verlag, München 1998
  • Die Unberührten. Roman. Albrecht Knaus Verlag, München 2000
  • Der Papst und das Mädchen. Novelle. Reclam Verlag, Leipzig 2001
  • Schatten. Roman. Reclam Verlag, Leipzig 2002
  • Kristus. Das unerhörte Leben des Jan Beukels. EA 2004. Aufbau Verlag, Berlin 2007, ISBN: 978-3746622637
  • Die Offenbarung. EA 2007. Aufbau Verlag, Berlin 2009, ISBN: 978-3746624815
Lyrik
  • Gegengebet. EA 1992. Bibliothek der Provinz, Weitra 1995
  • acht preisungen. EA 2005. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2006
Bühnentexte
  • Hitlermein. Eine Liebesrede. UA (Uraufführung) 1989, Götzis, Alte Krone
  • Alte Tage. Komödie. UA 1994, Götzis, Am Bach
  • Dreck. Monolog über die Angst vor dem Fremden. EA 1993. Reclam Verlag, Ditzingen 2007, ISBN: 978-3150214695. UA Thalia Theater Hamburg
  • Traum und Trauer des jungen H. Elf Stationen. UA 1993, Schauspiel Hannover
  • Komödie vom deutschen Heimweh. UA 1999, Schauspielhaus Zürich

Hörbücher

  • Kristus. Das unerhörte Leben des Jan Beukels. 3 CDs. Der Audio Verlag, Berlin 2005, ISBN: 978-3898134637
  • Schlafes Bruder. 6 CDs. Steinbach Sprechende Bücher, Schwäbisch Hall 1998, ISBN: 978-3886984732

Sekundärliteratur

  • Schlafes Bruder. Erläuterungen und Dokumente. Reclam Verlag, Ditzingen 1999, ISBN: 978-3150160152

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