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Camus, Albert

Albert Camus (geb. 7. November 1913 in Mondovi bei Bone/Algerien; gest. 4. Januar 1960 bei La Chapelle Champigny/Frankreich) war ein französischer Schriftsteller, Dramatiker?, Philosoph? und Journalist?. 1957 wurde Camus mit dem Nobelpreis für Literatur gewürdigt.

Leben

Albert Camus wurde am 7. November 1913 in dem Kolonistendorf Mondovi bei Bone in Algerien geboren. Sein Vater war ein aus dem Elsass stammender Landarbeiter, seine Mutter – eine Analphabetin?, die zudem an einer Sprachbehinderung litt – kam aus Spanien. Als Camus ein Jahr alt war, fiel sein Vater im Ersten Weltkrieg in der Schlacht an der Marne. Daraufhin zog die Mutter mit ihren beiden Kindern nach Algier, wo sie in dem kleinbürgerlichen Stadtviertel Belcourt wohnten.

1930 machte Camus in Algier sein Abitur. Bereits als Gymnasiast erlitt er einen ersten schweren Tuberkuloseanfall, woraufhin er mehrere Monate in einem Sanatorium in Südfrankreich verbrachte. Weitere Anfälle folgten. Von 1932 an studierte er in Algier Philosophie. Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete er nebenher als Angestellter. 1936 reichte Camus seine Diplomarbeit über „Die Beziehungen zwischen Hellenismus und Christentum in den Werken von Plotin? und Augustin?“ ein. Aus gesundheitlichen Gründen wurde er jedoch 1937 vom Staatsexamen ausgeschlossen.

„Die Brüder Karamasow“

Während des Studiums heiratete Camus die 19-jährige Simone Hué. Die Ehe hielt jedoch nur wenige Monate. 1934 trennte er sich von Hué, die morphiumsüchtig und psychisch krank war.

Albert Camus - (c) Rowohlt Verlag

Von geringer Dauer war auch Camus’ Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei Algeriens, der er 1934 beitrat und die er im folgenden Jahr wieder verließ. In den 1930er Jahren tourte Camus zudem als Wanderschauspieler? mit der Theatertruppe von Radio-Alger durch Algerien. Camus spielte mit Vorliebe Liebhaberrollen in klassischen Stücken. Von 1935 bis 1938 war er Leiter des „Théâtre du Travail“ und des „Théâtre de l'Equipe“. Er inszenierte? unter anderem Fjodor Dostojewskijs?Die Brüder Karamasow?“.

„Caligula“

1938 verfasste Camus das Drama „Caligula“, das 1942 erstmals veröffentlicht und 1945 in der Genfer Comédie uraufgeführt? wurde. Obwohl Camus bei der Niederschrift des Dramas erst fünfundzwanzig Jahre alt war, gilt „Caligula“ in der Literaturwissenschaft als sein bedeutendstes und bühnenwirksamstes Stück. Wie auch bei seinen späteren Dramen, Romanen, Erzählungen und Essays dient Camus die äußere literarische Form lediglich dazu, um seine philosophischen Gedanken zu formulieren.

Nahezu seinem gesamten Werk? liegt die so genannte Philosophie des Absurden? zu Grunde, die häufig mit dem Existentialismus? Sartrescher? Prägung verwechselt wird. Diese Philosophie des Absurden beruht auf der Erkenntnis, dass das Leben der Menschen von der Geburt bis zum Tode der absoluten Sinnlosigkeit preisgegeben ist und dass eine Flucht in Religionen, Ideologien und andere metaphysische Heilsversprechungen nicht möglich ist. Camus’ Reaktion auf diese trostlose Erkenntnis besteht im Gegensatz zu seinen zahlreichen Epigonen? nicht in einer radikalen nihilistischen? Geste, die alle moralischen? und ethischen? Werte? in Frage stellt und rigoros verneint. Camus hält an dem natürlichen Glücksverlangen der Menschen fest und versucht diesem – auch gegen die übermächtigen Widerstände der Realität – zum Durchbruch zu verhelfen. Die Grundfrage, um die Camus’ gesamtes schriftstellerisches, dramatisches und essayistisches Werk kreist, lautet: Wie ist es möglich, in dieser Absurdität zu bestehen?

In dem Drama „Caligula“ treten die Figuren als Träger von Ideen auf und versuchen, Antworten auf diese zentrale Frage zu formulieren. Caligula, der vom Wahnsinn gezeichnete spätrömische Kaiser, erkennt eines Tages die Absurdität seiner Existenz. Mit einer wilden Folge von Gewalt- und Irrsinnstaten versucht er daraufhin, diese Absurdität zu übertrumpfen und damit sein Ich gegenüber der Welt zu manifestieren – vergeblich, am Ende sehnt er das Attentat herbei, das sein Leben auslöscht. Caligulas letzter Monolog? gilt in der Literaturwissenschaft als Camus’ packendste Bühnenszene. 1947 wurde die deutsche Fassung von „Caligula“ gleichzeitig in Stuttgart und Wuppertal uraufgeführt.

Weitere Dramen von Camus sind „Le Malentendu“ (1944; dt. Das Missverständnis), „L'État de siège“ (1948; dt. Der Belagerungszustand) und „Les Justes“ (1950; dt. Die Gerechten).

„Le Mythe de Sisyphe“

Ein Schlüsseltext zum Verständnis von Camus’ Werk ist der 1942 erschienene philosophische Essay „Le mythe de Sisyphe. Essai sur l’absurde“ (dt. Der Mythos von Sisyphos. Ein Versuch über das Absurde). In diesem Essay, der zwischen 1936 und 1941 entstanden ist, legt Camus seine Ansicht über die für das menschliche Leben zentrale Erfahrung des Absurden dar. Die einzige Möglichkeit für den selbstbewussten Menschen; im Angesicht dieser Absurdität zu bestehen, sieht der Autor in der Revolte („Ich empöre mich, also bin ich“) – in dem Aufstand des Ich gegen die Wirklichkeit: Der Aufstand kann sich in vielen verschiedenen positiven Verhaltensweisen äußern (Solidarität, Freundschaft, Liebe, Entwurf von Utopien) und muss nicht zwangsläufig (wie in dem Drama „Caligula“) in Despotismus und Willkür enden.

In seinen berühmten Romanen „L’Étranger“ (1942; dt. Der Fremde) und „La Chute“ (1956; dt. Der Fall) hat Camus diese theoretische Einsicht in eine anspruchsvolle und komplexe literarische Form gebracht. In „Le Mythe de Sisyphe“ gibt Camus zudem den Blick auf seine philosophischen Vorbilder frei, zu denen unter anderem Nietzsche, Kierkegaard? und Heidegger gehören. Der Essay gilt als ein grundlegender Text für die Philosophie des Absurden, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt in Europa erlebte und auch in den USA und Südamerika die Intellektuellen in ihren Bann zog.

Vielfach zitiert wurde vor allem immer wieder der Schlusssatz der Arbeit: "Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen. Der Kampf gegen einen Gipfel kann ein Menschenherz erfüllen."

„La Peste“

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs meldete sich Camus 1939 freiwillig zum Kriegsdienst. Aus gesundheitlichen Gründen wurde er jedoch abgelehnt. Während des Krieges war Camus zunächst als Reporter für die Zeitung „Paris-Soir“ tätig, später trat er der Widerstandsgruppe Combat bei und war Mitbegründer ihrer illegalen Zeitung „Combat“. Nach dem Krieg erschien die Zeitung weiter, die sich zu einem Sammelbecken für die antikommunistischen Kräfte der ehemaligen französischen Widerstandsbewegung (Résistance) entwickelte und zu deren Mitarbeitern auch Jean-Paul Sartre gehörte. Als 1947 der neue Herausgeber des Blattes eine andere politische Linie einschlug, schied Camus aus der Redaktion aus.

Ebenfalls 1947 veröffentlichte Camus unter dem Titel „La Peste“ (dt. Die Pest) sein beim Publikum erfolgreichstes Prosawerk. In dem Roman schildert Camus gleichnishaft am dramatischen Schicksal der algerischen Küstenstadt Oran, die Mitte des 20. Jahrhunderts von einer verheerenden Pestepidemie heimgesucht wird, die Apokalypse? und die existentiellen Schrecken der modernen Welt. Das Werk gehört heute zur Pflichtlektüre an französischen Schulen. Der Roman, der auch international auf große Resonanz stieß, steckt voller zeithistorischer, politischer und philosophischer Anspielungen, was ihn auch heute noch zu einem polyphonen? und spannenden Leseabenteuer macht.

„L’Homme révolté“

1951 trat Camus mit seiner philosophisch-gesellschaftskritischen Essaysammlung „L’Homme révolté“ (dt. Der Mensch in der Revolte) an die Öffentlichkeit. Darin stellt Camus noch einmal seine Philosophie des Absurden dar und beschreibt zudem die Lebenssituation des modernen Menschen, dessen Existenz durch politische Ideologien permanent entwürdigt werde. Selbst dann, meint Camus, wenn Revolutionen – wie in Russland – mit dem Anspruch aufträten, das menschliche Glücksverlangen zu verwirklichen, führten sie dennoch nur zu Unterdrückung, Terror und Mord. Diese nüchterne Sicht auf die Revolution führte – nach einem öffentlichen Streitgespräch – zum Bruch zwischen Camus und Sartre, der eine Revolution im Sinne des Marxismus anstrebte.

Als es am 17. Juni 1953 zum Volksaufstand in der DDR kam, ergriff Camus öffentlich Partei für die Aufständischen.

Nobelpreis

1957 wurde Albert Camus mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Laut Nobelpreis-Komitee erhielt er diese Auszeichnung für seine bedeutungsvolle Verfasserschaft, die mit scharfsichtigem Ernst menschliche Gewissensprobleme in unserer Zeit beleuchtet. Der Nobelpreis galt vorwiegend als Würdigung von Camus’ Roman „La chute“ (dt. Der Fall), der 1956 in Paris erschienen war. In einer verrufenen Amsterdamer Hafenbar lernt Jean-Baptiste Clamence, ein untergetauchter Rechtsanwalt aus Paris, einen Touristen aus Frankreich kennen und erzählt ihm seine eigenartige Lebensgeschichte. Diese Geschichte gleicht einer umfangreichen Beichte, in deren Verlauf Clamence wortreich bekennt, dass es in seinem ganzen bisherigen Leben nur zwei Triebfedern für sein Handeln gegeben habe: Selbstgefälligkeit und Opportunismus.

Am 4. Januar 1960 kam Albert Camus bei einem Autounfall in der Nähe von La Chapelle Champigny, etwa 160 km südlich von Paris, ums Leben.

Postum erschienen seine Romane „La Mort heureuse“ (1970; dt. Der glückliche Tod ) und „Le Premier Homme“ (1995; Der erste Mensch).

Übrigens …

…erklärte Albert Camus 1952 seinen Austritt aus der UNESCO. Er begründete seinen Entschluss damit, dass Spanien, das von dem Diktator Francisco Franco regiert wurde, in die UNESCO aufgenommen worden war.

Auszeichnungen (Auswahl)

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Albert Camus bei Jokers
  • Der Mythos des Sisyphos. OA (Originalausgabe) 1942. Reinbek, Rowohlt Verlag 2000, ISBN: 978-3499227653
  • Der Fremde. OA 1942. Reinbek, Rowohlt Verlag 1997, ISBN: 978-3499221897
  • Die Pest. OA 1944. Reinbek, Rowohlt Verlag 1998, ISBN: 978-3499225000
  • Der Fall. OA 1956. Reinbek, Rowohlt Verlag 1997, ISBN: 978-3499221910
  • Der glückliche Tod. OA 1970. Reinbek, Rowohlt Verlag 1997, ISBN: 978-3499221965
  • Albert Camus' Dramen. Reinbek, Rowohlt Verlag 1991, ISBN: 978-3498090517

Sekundärliteratur

  • Todd, Olivier: Albert Camus. Ein Leben. Reinbek, Rowohlt Verlag 2001, ISBN: 978-3499229190
  • Wieacker Wolff, Marie-Laure: Albert Camus. München, Dtv 2003, ISBN: 978-3423310703

Hörbücher

  • Der Fall. 3 CDs. Düsseldorf, Patmos Verlag 2004, ISBN: 978-3491911581
  • Der Fremde. 3 CDs. Düsseldorf, Patmos Verlag 2004, ISBN: 978-3491911482
  • Die Pest. 3 CDs. Düsseldorf, Patmos Verlag 2003, ISBN: 978-3491910973

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