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Robinson, Marilynne

Marilynne Robinson, geb. 1943 in Sandpoint, Idaho (USA), ist eine amerikanische Schriftstellerin. Sie verfasst Romane, Erzählungen und Essays. 2005 erhielt sie den Pulitzer-Preis.

Leben und Schreiben

Marilynne Robinson - (c) by Kirk Murray

Geboren und aufgewachsen in Sandpoint, Idaho, studierte Marilynne Robinson bis 1966 englische Literatur am Prembroke College in Rhode Island. 1977 promovierte sie an der University of Washington. Ihre Dissertation schrieb sie über ein Thema zu William Shakespeare. Als Writer-in-residence und Gastprofessorin lehrte Marilynne Robinson an zahlreichen Universitäten, so etwa an der University of Amherst in Kent und an der University of Massachusetts. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Iowa City, wo sie an der Universität im Iowa Writers’ Workshop kreatives Schreiben unterrichtet.

Religiöse Prägung

Obgleich weder ihre Heimatregion noch ihre Familie besonders religiös ausgerichtet waren, spürte Robinson in sich schon früh eine intensive Gottesbeziehung. "In gewisser Weise lag es in der Luft", sagte sie im Interview mit einem amerikanischen Magazin. "Ich lebte in den Bergen, in einer wahrhaft dramatischen Landschaft. Ich glaube, diese Ideen wurzelten sich in meine Vorstellungskraft auf ganz natürliche Weise ein - so wie das Lied des Windes. Es war während meiner Kindheit eine sehr unbewohnte Gegend. Der Kontrast zwischen der Natur auf der einen Seite und den Menschen auf der anderen Seite ... gab mir das Gefühl dieses starken ganz Anderen."

Religiöse Stoffe und Motive fließen in Marilynne Robinsons Romane ein. Sie hat sich auch mit Theologen des 20. Jahrhunderts beschäftigt, so etwa mit Karl Barth? und Dietrich Bonhoeffer. An ihnen, so sagte sie in einem Interview, schätze sie besonders, dass sie keine "Feel-good"-Theologen seien.

"Housekeeping" (1981)

Marilynne Robinsons Heimat Idaho bildet den Schauplatz ihres ersten Romans "Housekeeping" (1981). Sandpoint wird hier zu Fingerbone, einer Kleinstadt, in der die Ich-Erzählerin Ruth und ihre jüngere Schwester Lucille aufwachsen. Ihre Mutter Helen hat sie einst zurückgelassen und ist mit dem Auto in den See gefahren, in dem sich Jahre zuvor ihr eigener Vater ertränkt hatte. Die Mädchen werden von einer Reihe von Verwandten erzogen, bis ihre unkonventionelle Tante Sylvie nach Fingerbone zurückkehrt, um ihnen dort ein Heim zu schaffen.

Sylvies exzentrisches Verhalten irritiert die Mädchen zunächst nicht weiter. Doch mit der Zeit wirkt die Tante immer unberechenbarer auf sie. Lucille entscheidet sich daraufhin für ein konventionelles Leben und für die Trennung von der Tante. Die träumerische Ruth hingegen, die den Verlust der Mutter nicht verwunden und sich immer mehr in sich zurückgezogen hat, entscheidet sich dafür, Sylvie auf deren unstetem Wanderleben zu begleiten. Die beiden kapern einen Güterwagen, stehlen ein Ruderboot, man findet sie in einem verlassenen Gehöft und zuletzt, unerkannt, im Rauch des Feuers wieder, das ihr eigenes Haus zerstört ...

Der Stoff zweier Schwestern, von denen die eine, Ruth, einer älteren Verwandten in die Fremde folgt, erinnert an die alttestamentliche Geschichte von Ruth, der verwitweten Moabiterin, die ihrer Schwiegermutter Naomi in deren Heimat Israel folgt, während ihre ebenfalls verwitwete Schwägerin sich fürs Dableiben entscheidet. Das Buch wurde für den Pulitzer-Preis nominiert.

"The Death of Adam" (1998)

Unter dem Titel "The Death of Adam. Essays on Modern Thought" brachte Marilynne Robinson 1998 eine Sammlung mit theologischen, historischen und kulturgeschichtlichen Essays heraus. Sie analysiert darin Texte u. a. von Calvin (die amerikanischen Kongregationalisten, die als eigene Bewegung aus der Anglikanischen Kirche hervorgingen, sind stark vom Calvinismus geprägt), aber auch von Darwin, verteidigt den amerikanischen Puritanismus und betrachtet Kinderbücher aus dem 19. Jahrhundert mit Blick auf heutige allgegenwärtige und obsessiv behandelte Themen wie Krankheit und Angst.

"Gilead" (2004)

Marilynne Robinson - (c) by Kirk Murray

Marilynne Robinsons zweiter Roman "Gilead" erschien 2004. Er spielt im Jahr 1956 und ist als Brief? eines 76-jährigen kongregationalistischen Pfarrers an seinen erst siebenjährigen Sohn angelegt, mit tagebuchartigen Passagen, eingeschobenen Reflexionen, ethischen Ermahnungen und anderem mehr. In diesem Schreiben blickt John Ames auf sein Leben und Wirken zurück, als dessen schriftliche Zeugnisse 67.500 Seiten Predigttext bleiben werden.

Ames, der sein ganzes Leben in Gilead, Iowa, verbracht hat, erinnert sich an seine Kindheit und Jugend, an die beeindruckenden Gestalten des kämpferischen Großvaters und des pazifistischen Vater - beide ebenfalls Geistliche. Der Großvater verlor im amerikanischen Sezessionskrieg das rechte Auge und bezeichnete diese Augenhöhle fortan als eine Art Verbindung zu Gott. Die Figur des Großvaters ist Pfarrer John Todd nachgebildet, einem kongregationalistischen Geistlichen, der die Sklavenbefreiung unterstützte. Todd lebte in Tabor, Iowa - dem Vorbild für die fiktive Stadt Gilead. Beides sind biblische Städtenamen.

Gilead, Buchcover - (c) by Virago Press

Ames denkt auch an die Gespräche mit seinem älteren Bruder Edward zurück: Der studierte in Deutschland und kehrte als Atheist heim - hier klingt das biblische Motiv des verlorenen Sohnes an. Angeregt durch Edward, beschäftigte Ames sich als junger Mensch heimlich mit Philosophen und ihrer Religionskritik, hielt jedoch an seinem Gottesglauben fest. Philosophischen und theologischen Reflexionen machen denn auch einen Teil des Buches aus und lassen sich als Ergebnis von Marilynne Robinsons eigener Beschäftigung mit diesen Themen lesen.

Ames selbst hat sein Leben größtenteils allein verbracht. Seine erste Frau starb im Kindbett, die Tochter folgte bald. Spät heiratet er noch einmal - Lila, eine junge Frau - und bekommt mit ihr einen Sohn, eben den Adressaten seines Briefes. Vielleicht hat er Lila einst sogar getauft? Die Taufe war für ihn immer ein besonderes Ereignis, und in einer Passage sinnt Ames der Bedeutung des Wassers nach, der perfekten Substanz für eine Taufe, weil sie klar ist und reinigt.

Spannung bringt vor allem das Schicksal von John Ames Boughton, dem Sohn eines befreundeten presbyterianischen Pfarrers, der seinen Namen nach dem Briefschreiber erhielt. Auch er ist in seiner Familie ein verlorener Sohn. Er verließ einst die Stadt und heiratete eine Schwarze. Aufgrund der Rassengesetze darf er nicht mit ihr zusammenleben. Misstrauisch beobachtet Ames, der davon nichts weiß, wie sich zwischen Boughton und Lila eine Freundschaft entwickelt. Am Ende des Buches erfährt Ames von Boughtons wirklicher Situation und kann ihm vergeben ...

Für "Gilead" erhielt Marilynne Robinson den Pulitzer-Preis 2005.

"Home" (2008)

2008 folgte Marilynne Robinsons dritter Roman "Home". Er spielt in der Familie Boughton, die der Leser bereits aus "Gilead" kennt: Als Robert Bouhgton, der Freund von John Ames, im Sterben liegt, kehrt seine Tochter Glory nach Hause zurück, um ihn zu pflegen. Auch ihr Bruder Jack, der bereits in "Gilead" eine wichtige Rolle spielt, kehrt heim. Er ist der verlorene Sohn: schon als Kind nicht zu bändigen, später ein Alkoholiker, der keine Arbeit lange behält - und doch ist er das meistgeliebte Kind seines Vaters ...

Das Buch wurde für den National Book Award? 2008 nominiert und mit dem Los Angeles Times Book Prize? 2008 sowie dem Orange Prize for Fiction? 2009 ausgezeichnet.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

Romane
  • Housekeeping. Roman. EA 1981. Faber and Faber Ltd., ISBN: 978-0571230082. dt. EA: Das Auge des Sees, übers. von Sabine Reinhardt. Kiepenheuer und Witsch, Köln 1984, und Haus ohne Halt, übers. von Sabine Reinhardt-Jost. Edition Nautilus, Hamburg 2012
  • The Death of Adam. Essays on Modern Thought. EA 1998. Picador, 2005, ISBN: 978-0312425326
  • Gilead. Roman. EA 2004. Virago Press, 2006, ISBN: 978-1844081486. dt. EA: Gilead, übers. von Karl-Heinz Ebnet. Brendow Verlag, Moers 2006
  • Home. Roman. EA 2008. Farrar Straus & Giroux, 2008, ISBN: 978-0374299101
Sachbücher
  • Mother Country. Britain, the Welfare State, and Nuclear Pollution, 1989
  • The Death of Adam. Essays on Modern Thought, 1998
  • Absence of Mind. The Dispelling of Inwardness from the Modern Myth of the Self, 2010

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