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Steinbeck, John

John Steinbeck - (c) Deutscher Taschenbuch Verlag

John Steinbeck (geb. 27. Februar 1902 in Pacific Grove bei Salinas/Kalifornien; gest. 20. Dezember 1968 in New York) war ein amerikanischer Schriftsteller. 1962 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Leben und Schreiben

John Ernst Steinbeck wurde am 27. Februar 1902 in Pacific Grove bei Salinas/Kalifornien geboren. Sein Vater Johan Ernst Steinbeck, ein Finanzbeamter, stammte aus Deutschland. Seine Mutter Olive (geborene Hamilton), die als Lehrerin tätig war, hatte irische Vorfahren. Zusammen mit seinen drei Geschwistern wuchs Steinbeck in Salinas auf – einer kleinen Stadt südlich von San Francisco, der er später in seinem Roman „Jenseits von Eden“ (1952) ein literarisches Denkmal gesetzt hat.

In Salinas absolvierte Steinbeck die höhere Schule. Von 1919 bis 1925 besuchte er die Stanford Universität, wo er planlos und von längeren Pausen unterbrochen Biologie, Meeresbiologie, Literatur und Rhetorik? studierte. Unzufrieden mit seinen Leistungen und gelangweilt vom akademischen Betrieb, gab er das Studium auf und verließ die Universität. Viele Jahre später wurde Steinbeck von einem Reporter der „New York Times“ nach seinen schönsten Erinnerungen aus der Studentenzeit gefragt. Steinbeck gab dem Reporter eine für ihn typische Antwort: „Schön war die Zeit! Die Kommilitonen hockten mit blinkenden Löffelchen und appetitlichen Tellern voll Weisheit in der gelehrten Stickluft der Seminare. Ich aber war unterwegs, über mir die Sonne, unter mir ein Stück Erde und neben mir die schwitzenden Gesichter von Huren, Hurensöhnen und Kupplern.“

„A Cup of Gold“ (1929)

1925 ging Steinbeck vollkommen mittellos nach New York, wo er kurze Zeit als Journalist? und Schriftsteller lebte. Jedoch ohne Erfolg. New York sei, sagte Steinbeck später, die einzige große Stadt gewesen, in der er es länger als ein paar Wochen ausgehalten habe. Bald darauf kehrte Steinbeck nach Kalifornien zurück, wo er unter anderem als Fruchtpflücker, Nachtwächter, Maler und Maurer tätig war. In Kalifornien lebte er mit Vorliebe – wie schon zu seiner Zeit als Student – in jenem Milieu und unter jenen Menschen, die er später in seinen großen Romanen so treffend schildern sollte.

Unter dem Titel „A Cup of Gold“ (Eine Handvoll Gold) legte Steinbeck 1929 seinen Debütroman? vor, in dem ein Waliser Bauernjunge zum Piratenführer in der Karibik aufsteigt. Diese grausam-romantische Piratengeschichte blieb Steinbecks einziger historischer Roman. 1933 folgte der Roman „To a God Unknown“ (Der fremde Gott), der wie die späteren Erfolgsromane in der heimatlichen Landschaft Kaliforniens angesiedelt ist. Im Mittelpunkt der Handlung steht der aus Vermont stammende Farmer Joseph Wayne, der einen Hang zur Mystik hat und von der heidnischen Opferlehre besessen ist. Als über Kalifornien eine gewaltige Dürre hereinbricht, beschließt er, sein Leben zu opfern, um dem Land und den Menschen Regen zu bringen. „A Cup of Gold“ und „To a God Unknown“ wurden von Kritik und Publikum zunächst kaum beachtet. Auch der krude Naturalismus, der die späteren Werke? Steinbecks kennzeichnet, ist hier noch nicht anzutreffen.

„Tortilla Flat“ (1935)

Zu einem ersten Erfolg beim Publikum gelangte er mit dem 1935 erschienenen Schelmenroman „Tortilla Flat“ (Tortilla Flat). Laut Fachkritik hat sich Steinbeck mit diesem Roman in die Riege der großen Humoristen? der Weltliteratur? eingereiht. Die einzelnen Episoden? des Romans, der in einer über der kalifornischen Stadt Monterey gelegenen Armensiedlung spielt, sind lose aneinandergereiht. Im Mittelpunkt der Handlung steht der von armenischen, spanischen, mexikanischen und indianischen Vorfahren abstammende Tagedieb Danny. Trotz großer Armut leben Danny und seine Freunde unbekümmert in den Tag hinein. Immer wieder gelingt es ihnen, dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen, etwas Geld zu verdienen und ein fröhliches Leben bei Wein, Weib und Gesang zu führen. Da entsteht ein Plan: Sie haben die Absicht, den Reichen zu nehmen und den Armen zu geben … Steinbeck selbst, der den Roman nur widerwillig zu Ende geschrieben hatte, wurde von dessen Erfolg vollkommen überrascht. 1942 wurde „Tortilla Flat“ von dem amerikanischen Regisseur Victor Fleming („Der Zauberer von Oz“, „Vom Winde verweht“) erfolgreich verfilmt.

Ein weiterer humoristischer? Roman aus Steinbecks Feder erschien 1944 unter dem Titel „Cannery Row“ (Die Straße der Ölsardinen). Darin nahm sich der Autor erneut den Außenseitern und Underdogs der Gesellschaft an. Von der konservativen amerikanischen Literaturkritik wurde er für seine angebliche Idealisierung des Negativen und wegen seines Glaubens an das Primat des Primitiven vor dem Komplizierten scharf attackiert.

„In Dubious Battle“ (1936)

Den Auftakt zu seinen großen sozialkritischen Romanen bildete „In Dubious Battle“ (1936; Stürmische Ernte), in dem er die katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen der in Kalifornien beschäftigten Wanderarbeit schildert. Der Roman, der die Geschichte eines Streiks erzählt, sorgte bei seinem ersten Erscheinen für heftige Diskussionen. Vor allem die klassenkämpferische Tendenz des Romans stieß bei vielen politischen und kirchlichen Würdenträgern auf Ablehnung. Stilistisch ist von Bedeutung, dass Steinbeck in „In Dubious Battle“ erstmals sein ureigenes poetisches Verfahren der so genannten Schauspielnovelle – also einer vorwiegend dialogischen? Erzählform – verwendet hat. Bei der Schauspielnovelle handle es sich, erklärte Steinbeck, um ein Schauspiel, das leicht lesbar, und um eine Novelle, die durch Herausschälen des Dialogs? leicht aufführbar sei.

„Of Mice and Men“ (1937)

In dem 1937 veröffentlichten Kurzroman „Of Mice and Men“ (Von Mäusen und Menschen) hatte Steinbeck die Schauspielnovelle? weiter perfektioniert. In dem Roman, dessen Titel einem Gedicht von Robert Burns? entlehnt ist, geht es um Lennie Small und George Milton, zwei besitzlose Wanderarbeiter, die im kalifornischen Salinas-Tal von Farm zu Farm pilgern – immer in der Hoffnung, irgendwo ein kärgliches Auskommen zu finden. Die beiden Protagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein: Lennie – groß und ungeheuer kräftig – sieht aus wie ein Bär und hat das einfältige Gemüt eines kleinen Kindes. Sein Kumpel George ist klein und schmächtig, dafür aber flink und unglaublich gerissen. Seit Jahren ziehen sie zusammen durch das Land und stehen für einander ein. Außerdem eint sie der große Traum vom besseren Leben: Irgendwann einmal in der Zukunft werden sie gemeinsam ein kleines Stück Land besitzen und eine kleine Farm bewirtschaften. Als der Traum zum Greifen nahe scheint, kommt es zu einer Reihe tragischer Ereignisse, an deren Ende der große Lennie vom kleinen George den Gnadenschuss erhält.

„Of Mice an Men“ gilt in der Fachkritik als ein Musterbeispiel für Steinbecks Romanschaffen, in dem sich soziale Tragik und ein oft grausamer Naturalismus verbinden. Am 23. November 1937 wurde die Dramatisierung? des Romans im New Yorker Music Box Theatre uraufgeführt.

„The Grapes of Wrath“ (1939)

Zu Weltruhm gelangte Steinbeck mit dem 1939 erschienenen Roman „The Grapes of Wrath“ (Die Früchte des Zorns), der bei seinem Erscheinen heftige Kontroversen hervorrief. In dem Roman, der zur Zeit der amerikanischen Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren spielt, prangert der Autor die desaströsen sozialen Missstände an. Im Mittelpunkt der Handlung steht die aus Oklahoma stammende Farmerfamilie Joad, die durch einen verheerenden Sandsturm ihr gesamtes Hab und Gut verloren hat. Wie viele andere Familien machen sich auch die Joads mit ihrem schrottreifen Lastwagen auf den Weg in das gelobte Land – nach Kalifornien. Doch der Neuanfang, auf den sie ihre gesamte Energie verwenden und in den sie alle Hoffnungen setzen, misslingt. Nur mit Mühe und unter Anspannung aller Kräfte gelingt es ihnen, sich vor dem Hungertod zu bewahren.

Der Roman endet mit einer drastischen Szene: Eine Frau, die eine Totgeburt erlitten hat, bietet einem kranken und ausgehungerten Landstreicher ihre Muttermilch an. In Kalifornien wurde das Buch verboten und öffentlich verbrannt. Erzbischof Spellman verdammte den Autor. Dennoch wurde Steinbeck 1940 für „The Grapes of Wrath“ mit dem begehrten Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Im selben Jahr wurde der Roman von John Ford verfilmt. „The Grapes of Wrath“ gilt heute als ein Klassiker der modernen amerikanischen Literatur?.

„The Red Pony“ (1938)

Zwischen seinen beiden Erfolgsromanen „Of Mice and Men“ und „The Grapes of Wrath“ veröffentlichte Steinbeck 1938 den Erzählzyklus? „The Red Pony“ (Gabilan, der rote Pony). Protagonist ist der zehnjährige Jody Tiflin – ein Junge, der auf einer idyllischen Ranch in Kalifornien aufwächst. In den vier Erzählungen – „The Gift“ (Das Geschenk), „The Great Mountains“ (Die großen Berge), „The Promise“ (Das Versprechen) und „The Leader of the People“ (Der Anführer) – durchläuft Jody den schmerzhaften Prozess des Erwachsenwerdens. Am berühmtesten ist die Titelgeschichte?, in der Jodys heile Kinderwelt, die vom blinden Vertrauen in die Menschen und die Natur bestimmt ist, erste Risse bekommt. Denn durch eine Nachlässigkeit des Knechtes Billy Buck stirbt das geliebte Pony Gabilan, das Jody von seinem Vater geschenkt bekommen hat. Jody, den die Grausamkeit der Natur und die Fehlbarkeit des bewunderten Knechtes tief erschüttert, bringt in einem Wutanfall einen Bussard um, der sich auf den Kadaver des toten Ponys gesetzt hat.

In den folgenden Erzählungen macht Jody ähnlich desillusionierende Erfahrungen, die das Ende seiner Kindheit markieren. Die klare Sprache und die kräftigen Bilder haben „The Red Pony“ nicht nur in den USA zu einem beliebten Kinder- und Jugendbuch gemacht. Der Düsseldorfer Patmos Verlag? hat die Geschichten 2005 als Hörbuch herausgegeben.

Während des Zweiten Weltkriegs verbrachte Steinbeck einige Monate in Europa, wo er von Juni bis Oktober 1943 als Kriegsberichterstatter für den „New York Herald Tribune“ tätig war. In dieser Zeit verfasste er zahlreiche Reportagen? über die Landung der Alliierten in Nordafrika und Italien sowie über die amerikanische Luftwaffe. 1947 reiste Steinbeck mit dem Photographen Robert Capa einige Monate durch die Sowjetunion, wo er aufgrund seiner sozialkritischen Romane wie „In Dubious Battle“, „Of Mice and Men“ und „The Grapes of Wrath“ als Vor- und Mitkämpfer des internationalen Proletariats? gefeiert wurde. Innerlich hatte sich Steinbeck zu diesem Zeitpunkt bereits vom Kommunismus distanziert. Das belegt unter anderem sein 1949 publiziertes Tagebuch „A Russian Journal“ (49), das nur zum Teil ins Deutsche übertragen wurde.

„East of Eden“ (1952) und Nobelpreis (1962)

Nach zahlreichen turbulent verlaufenden Ehe- und Beziehungskrisen sowie ausgedehnten Reisen durch Europa und Südamerika legte Steinbeck 1952 unter dem Titel „East of Eden“ (Jenseits von Eden) seinen letzen großen Roman vor. Darin erzählt er die wechselvolle Geschichte der weitverzweigten Familien Trask und Hamilton vom Amerikanischen Bürgerkrieg bis zum Ersten Weltkrieg. Diese zum Teil stark autobiographisch gefärbte Familiensaga?, erklärte Steinbeck, enthalte ungefähr alles, was er habe: gute Stimmungen und schlechte, böse und gute Gedanken. Weiter sagte er, dass alles, was er zuvor geschrieben habe, eine Vorübung für dieses Buch gewesen sei. Für den Rezensenten der „New York Times“ war „East of Eden“ das hervorragendste Werk des Autors. In „East of Eden“, dessen Arbeitstitel? „Salinas Valley“ lautete, setzte Steinbeck zudem seiner kalifornischen Heimat ein literarisches Denkmal. Die Verfilmung des Werks von Elia Kazan mit dem Hauptdarsteller James Dean wurde mehrfach ausgezeichnet.

Weitere Werke? Steinbecks sind unter anderem der heitere Roman „Sweet Thursday“ (1954; Wonniger Donnerstag) und die Nacherzählung? „The Acts of King Arthur and His Noble Knights“ (postum 1976; König Artus und die Heldentaten der Ritter seiner Tafelrunde).

1962 wurde John Steinbeck mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. In der Begründung der Jury hieß es, dass er diese Auszeichnung für seine einmalige realistische und phantasievolle Erzählkunst, gekennzeichnet durch mitfühlenden Humor und sozialen Scharfsinn erhalte.

1967 unternahm er eine letzte Reise nach Südostasien, von der er schwer krank zurückkehrte.

John Steinbeck starb am 20. Dezember 1968 in seiner Wohnung in New York an einem Herzschlag. Seine Asche wurde auf dem Friedhof seiner Heimatstadt Salinas beigesetzt.

Übrigens ...

wird die südlich von San Francisco gelegene Landschaft, in der die meisten von Steinbecks Romanen spielen, heute Steinbeck Country genannt.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Bücher von John Steinbeck bei Jokers
  • Eine Handvoll Gold. EA 1929. München, Dtv 1987, ISBN: 978-3423107860
  • Tortilla Flat. EA 1935. München, Dtv 1987, ISBN: 978-3423107648
  • Stürmische Ernte. EA 1936. München, Dtv 1999, ISBN: 978-3423126694
  • Von Mäusen und Menschen. EA 1937. München, Dtv 2002, ISBN: 978-3423107976
  • Das rote Pony und andere Erzählungen. EA 1938. München, Dtv 2000, ISBN: 978-3423128506
  • Früchte des Zorns. EA 1939. München, Dtv 1985, ISBN: 978-3423104746
  • Die Straße der Ölsardinen. EA 1944. München, Dtv 1986, ISBN: 978-3423106252
  • Jenseits von Eden. EA 1952. München, Dtv 1997, ISBN: 978-3423108102
  • Wonniger Donnerstag. EA 1954. München, Dtv 1987, ISBN: 978-3423107761

Hörbücher

  • Das rote Pony. Und andere Erzählungen. 3 CDs. Düsseldorf, Patmos Verlag 2005, ISBN: 978-3491911697
  • Von Mäusen und Menschen. 3 CDs. Hamburg, Hörbuch Hamburg 2006, ISBN: 978-3899031157

Sekundärliteratur

  • Pehnt, Annette: John Steinbeck. München, Dtv 1998, ISBN: 978-3423310109

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