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Arnim, Achim von

Achim von Arnim (geb. 26. Januar 1781 in Berlin; gest. 21. Januar 1831 auf Schloss Wiepersdorf) war ein deutscher Erzähler, Lyriker? und Publizist?. Er gilt neben Joseph von Eichendorff und Clemens Brentano? als einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Romantik.

Leben und Schreiben

Volksliedsammler Achim von Arnim, 1805 - (c) Gemeinfrei

Carl Joachim Friedrich Ludwig von Arnim wurde am 26. Januar 1781 als Sohn eines altpreußischen Adelsgeschlechts in Berlin geboren. Sein Vater Joachim Erdmann von Arnim war preußischer Gesandter in Kopenhagen und Dresden, später leitete er als Directeur des Spectacles die königlichen Theater in Berlin. Seine Mutter Amalie Karoline, geborene von Labes, starb kurz nach seiner Geburt. Achim von Arnim und sein Bruder Karl wuchsen bei ihrer Großmutter Elisabeth, Baronin von Labes, auf. Zunächst wurde Arnim von einem Hauslehrer unterrichtet, später trat er in die 3. lateinische Klasse des Joachimthalschen Gymnasiums in Berlin ein. Die Sommerferien verbrachte er häufig auf dem väterlichen Gut Wiepersdorf.

1798 immatrikulierte sich Arnim an der Universität Halle, wo er Jura studierte. Daneben besuchte er mathematische und physikalische Seminare. Seine erste wissenschaftliche Veröffentlichung erschien 1799 unter dem Titel: „Versuch einer Theorie der elektrischen Erscheinungen“. Bis 1806 veröffentlichte er in den „Annalen der Physik“ weitere physikalische Beiträge. 1800 wechselte von Arnim an die Göttinger Georgia-Augusta-Universität, wo er ein Studium der Mathematik begann. Während dieser Zeit traf er erstmals mit Johann Wolfgang von Goethe und Clemens Brentano? zusammen. Unter dem Einfluss der beiden Dichter traten bei Arnim die literarischen Neigungen immer stärker in den Vordergrund. Mit Brentano? sollte ihn außerdem eine lebenslange enge Freundschaft verbinden.

Foto: Wikipedia.org

Bekanntschaft mit Bettina Brentano

Bettina Brentano - (c) gemeinfrei

Im November 1801 brach Arnim zusammen mit seinem Bruder Karl zu einer dreijährigen Bildungsreise auf, die ihn quer durch Europa führte. Er sah Prag, Regensburg und München. Im Frühjahr 1802 war er bei den Brentanos in Frankfurt zu Gast, wo er die Bekanntschaft mit Bettina Brentano machte. Mit ihrem Bruder Clemens fuhr er auf dem Rhein bis Koblenz. Dabei sammelten sie Sagen, Märchen und Volkslieder. Zu Bekanntheit gelangte die Rheinreise, weil Arnim und Brentano? hier ihren Plan zu einer umfangreichen Sammlung altdeutscher Volkslieder fassten.

Nachdem sich in Koblenz die Wege der beiden Freunde getrennt hatten, zog Arnim weiter nach Zürich, Mailand und Nizza. Im Januar 1803 war er in Paris, wo er mit Friedrich Schlegel? zusammentraf. Im Dezember desselben Jahres starb Arnims Vater, der seinem Sohn ausgedehnte Güter hinterließ. Arnim, der vorerst noch keine Neigungen verspürte, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und ein Leben als Gutsherr zu führen, betraute Pächter mit der Bewirtschaftung der ererbten Güter. Im August 1804 trat er über Holland die Heimreise nach Berlin an.

Bereits 1802 war Arnims Erstlingswerk? „Hollin’s Liebeleben“ erschienen. Der Briefroman, der stark von Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“ beeinflusst ist, spielt in der heutigen Arnim-Rezeption kaum eine Rolle. Aufgrund seiner Breite und Formlosigkeit gilt „Hollin’s Liebeleben“ als völlig misslungen.

„Des Knaben Wunderhorn – Alte deutsche Lieder“

1805 legte Arnim zusammen mit Clemens Brentano? in Heidelberg die Sammlung „Des Knaben Wunderhorn – Alte deutsche Lieder“ vor. 1807 erschienen in Kassel zwei weitere Bände?. „Des Knaben Wunderhorn“ ist die erste umfassende Sammlung deutscher lyrischer Volksdichtung?. Darin enthalten sind mehr als 600 Liebes-?, Trink-?, Soldaten-? und Wanderlieder?, Abzählreime?, Balladen und Kinderverse. Darunter befinden sich so bekannte lyrische Stücke wie „Schlaf, Kindlein schlaf“, „Guten Abend, gute Nacht“ und „Es ist ein Schnitter, der heißt Tod“.

Arnim und Brentano? hatten die Mehrzahl der Texte alten Drucken, Anthologien? und Almanachen? entnommen. Doch beließen sie es nicht beim Sammeln: Viele der Texte wurden umgearbeitet und weitergedichtet. Anregung erfuhren sie dabei von Johann Gottfried Herder?, insbesondere von dessen 1771 bis 1772 herausgegebenen fliegenden Blättern „Von deutscher Art und Kunst“. Ziel des „Wunderhorn“ war die Erneuerung der deutschen Kultur und Poesie. Außerdem sollte sie den politischen und sozialen Graben überbrücken helfen, der zwischen dem einfachen Volk und den gebildeten Menschen klaffte. Für ihre Arbeit ernteten Arnim und Brentano?, die so genannten „Liederbrüder“, viel Lob und Anerkennung. Goethe?, dem der erste Band gewidmet war, schrieb 1806 in der „Jenaischen Allgemeinen Literatur Zeitung“, dass das „Wunderhorn“ seinen Platz „in jedem Hause habe, wo frische Menschen wohnen“. Das „Wunderhorn“ hatte auf das Werk? von so unterschiedlichen Dichtern wie Eduard Mörike, Heinrich Heine und Theodor Storm großen Einfluss. Aber auch Komponisten wie Robert Schumann und Johannes Brahms ließen sich davon inspirieren.

Arnim war ein Mensch mit patriotischer Gesinnung. Die Rückbesinnung auf die alte deutsche, vor allem mittelalterliche Geschichte lag ihm sehr am Herzen. Die um sich greifende Idee von einem geeinten deutschen Nationalstaat keimte auch bei ihm auf. Zwei Schlachten, in denen Preußen 1806 in Austerlitz und Auerstedt gegen Napoleon unterlag, erlebte Arnim noch aus der Ferne, da er sich gerade in Göttingen aufhielt. Ein paar Jahre später, in den Befreiungskriegen 1813-1815, sollte das anders sein.

Neben der Veröffentlichung der „Kriegslieder“ (1806) trat Arnim auch als Publizist? in Erscheinung. 1808 gab er die „Zeitung für Einsiedler“ heraus, an deren Redaktion unter anderem auch Clemens Brentano?, Ludwig Tieck? und Joseph Görres? beteiligt waren. Mit der „Zeitung für Einsiedler“ sollte das „Wunderhorn“ als laufende Sammlung fortgesetzt werden. Außerdem wollten Arnim und seine Mitarbeiter mit diesem Zeitungsprojekt die deutsche Freiheitsbewegung unterstützen. Es kamen insgesamt 37 Nummern? heraus, die Ende 1808 unter dem Titel „Trösteinsamkeit“ auch als Buch erschienen.

„Armut, Reichtum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores“

1810 veröffentlichte Arnim den zeitgeschichtlichen Roman „Armut, Reichtum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores. Eine wahre Geschichte zur lehrreichen Unterhaltung armer Fräulein“. Der zweibändige Roman, der vorwiegend in Süddeutschland und auf Sizilien spielt, ist stark von Goethes? Roman „Wahlverwandtschaften“ beeinflusst, der ein Jahr zuvor erschienen war. Arnim geht es in „Dolores“ vor allem darum, die im ethischen Sinne vorbildliche christliche Lebens- und Eheführung dichterisch zu gestalten. Was den Roman darüber hinaus zu einem Klassiker der romantischen Literatur macht, ist vor allem der oft überraschende Wechsel von Realität und Phantasiewelt und die ungewöhnliche Mischung aus konservativer Botschaft und moderner dichterischer Form.

Von 1808 bis 1812 lebte Arnim in Berlin. Im Dezember 1810 erfolgte die Verlobung mit Bettina Brentano, am 11. März 1811 heirateten die beiden in Berlin. Im Januar 1811 gründete Arnim zusammen mit dem Staatstheoretiker Adam Heinrich Müller in Berlin die Christlich-deutsche Tischgesellschaft, zu deren Mitgliedern auch Clemens Brentano?, Heinrich von Kleist? und andere patriotische Dichter gehörten. Zu Beginn der Freiheitskriege im April 1813 war Arnim Hauptmann eines Berliner Landsturmbataillons. Nach der Auflösung des Landsturms im Juli 1813 arbeitete er bis Januar 1814 als Redakteur des „Preußischen Korrespondenten“. Noch im selben Jahr zog sich Arnim ins Privatleben zurück.

Auf Gut Wiepersdorf

1814 siedelte das Ehepaar auf Gut Wiepersdorf bei Berlin über, das Arnim nach dem Tod des Vaters 1803 geerbt hatte. Hier führte er bis zu seinem Tod das Leben eines Gutsherrn, Landwirts und Schriftstellers. Allerdings liebte Bettina von Arnim das abgeschiedene Landleben gar nicht. Wilhelm Grimm?, der Arnim auf seinem Gut besuchte, erzählte seinem Bruder Jacob? von dem prächtigen, aber inwendig verfallenen Haus, dem Garten und einem Birkenwald. Obwohl einige Zimmer im Gutshof von Arnim mit purpurseidenen Tapeten und Goldleisten ausgestattet worden waren, wunderte sich Grimm? über das allgemeine Chaos. Ihm fiel auch auf, dass Arnims Frau durchaus kochen konnte, doch keine rechte Lust für das Landleben aufbrachte. Außerdem wurde sie nach Ansicht Grimms? von allen Seiten belogen, betrogen und bestohlen.

Ein öffentlich ausgetragener Streit zwischen Bettina von Arnim mit Christiane Goethe, geborene Vulpius, beendete übrigens die Freundschaft des Ehepaares von Arnim mit dem Dichterfürsten. Bettina von Arnim hatte Goethes? Geliebte und spätere Frau als „tollwütige Blutwurst“ verspottet.

„Die Kronenwächter“

Auf Gut Wiepersdorf ging Arnim weiter seinen literarischen Ambitionen nach. 1817 veröffentlichte er unter dem Titel „Die Kronenwächter“ seinen bedeutendsten Roman. In der Entstehung waren „Die Kronenwächter“ als monumentales Zeit- und Sittengemälde geplant. Obwohl der Roman auf vier Bände? berechnet war, hat Arnim nur den ersten Band realisiert. Von den folgenden Bänden sind lediglich Notizen, Kapitel- und Dialogentwürfe überliefert, die Bettina von Arnim 1854 in einem Auswahlband herausgegeben hat. Für „Die Kronenwächter“ hat Arnim ein intensives Quellenstudium betrieben, insbesondere fand das „Chronicon Waiblingense?“ aus dem 17. Jahrhundert Verwendung.

Die Geschichte spielt an der Stil- und Epochenwende um 1500. Im Mittelpunkt stehen die Kronenwächter, ein von Legenden umwobener Geheimbund, der auf einer verzauberten Burg inmitten des Bodensees residiert und dort die Kaiserkrone bewacht. Die Krone soll dort so lange bewahrt werden, bis ein von Gott begnadeter Herrscher alle Deutschen zu einem gemeinsamen Leben vereinigt hat. Doch Berthold, ein fiktiver Abkömmling der Hohenstaufer und Protagonist des ersten Bandes?, bricht unter der übermenschlichen Last der Aufgabe zusammen.

In „Die Kronenwächter“ ging es Arnim nicht um die detailgetreue Darstellung einer historischen Epoche, sondern um die Gefühlswelten der damaligen Gesellschaft und ihrer Menschen. Manche Szenen, die auch in ehemaligen deutschen Reichsstädten wie Augsburg spielen, sind mit einer grotesk-magischen? Atmosphäre aufgeladen. Arnims „Die Kronenwächter“ gilt als erster historischer Roman der deutschsprachigen Literatur, die Figur des Berthold als ihr erster Antiheld.

Meister der Novelle

Neben „Die Kronenwächter“ gehören auch einige der Novellen und Erzählungen von Achim von Arnim mit ihren märchen- und zauberhaften Elementen zu den markantesten Texten romantischer Dichtung. Vor allem „Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau“ (1818) und die „Majoratsherren“ (1819) sind hier zu nennen. „Der tolle Invalide“, diese viel gelobte Novelle, die auf eine südfranzösische Lokalsage zurückgeht, bekommt durch ihre historisch-psycholgische Schilderung eine dämonische Stimmung. In der Novelle geht es um einen wahnsinnigen Soldaten, der für ein paar Tage Marseille in Angst und Schrecken versetzt. Ursache seines Wahnsinns ist vordergründig eine Kopfverletzung. Doch auch die Liebe zu einer Frau und ein geheimnisvoller Fluch spielen eine wichtige Rolle.

Die Erzählung „Die Majoratsherren“ ist in den Jahren vor der Französischen Revolution angesiedelt. Ein neuer Majoratsherr kehrt nach dem Tode seiner Mutter aus dem Ausland in seine Vaterstadt zurück, wo er in einen Strudel phantastischer Ereignisse gerät. Arnims Erzählung „Die Majoratsherren“ gehört in das Genre der Nachtgeschichte? und wurde, ein Zeichen ihrer wirkungsgeschichtlichen Dimension, 1922 von dem berühmten Buchillustrator? Alfred Kubin? mit 24 kongenialen Federzeichnungen versehen.

Achim von Arnim starb am 21. Januar 1831 auf Schloss Wiepersdorf an den Folgen eines Gehirnschlags. Seine Grabstelle befindet sich im Schlosspark direkt neben der Dorfkirche. Nach seinem Tod trat Bettina von Arnim als bedeutende Schriftstellerin hervor.

Übrigens ...

hat die Stadt Berlin, wo Achim von Arnim 1781 geboren wurde, Ecke Schönhauser Allee und Schiefelbeinerstraße, einen Platz nach ihrem berühmten Sohn benannt. Hier war der Dichter im so genannten Arnimschen Palais aufgewachsen.

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Achim von Arnim bei Jokers
  • Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder. Zusammen mit Clemens Brentano. OA 1806 und 1808. Düsseldorf, Artemis & Winkler 2001, ISBN: 978-3538054196
  • Isabella von Ägypten. Eine Erzählung. OA 1812. München, Dtv 1998, ISBN: 978-3423026420
  • Die Kronenwächter. OA 1817. Ditzingen, Reclam Verlag 1992, ISBN: 978-3150015049
  • Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. OA 1818. Ditzingen, Reclam Verlag 1986, ISBN: 978-3150001974
  • Die Majoratsherren. OA 1820. Göttingen, Steidl Verlag 1997, ISBN: 978-3882435146
  • Werke. Band 1. Hollin’s Liebeleben. Frankfurt am Main, Deutscher Klassiker Verlag 1989, ISBN: 978-3618600152
  • Werke. Band 2. Die Kronenwächter. Frankfurt am Main, Deutscher Klassiker Verlag 1989, ISBN: 978-3618600251
  • Werke. Band 3. Sämtliche Erzählungen 1802-1817. Frankfurt am Main, Deutscher Klassiker Verlag 1990, ISBN: 978-3618600350
  • Werke. Band 4. Sämtliche Erzählungen 1818-1830. Frankfurt am Main, Deutscher Klassiker Verlag 1992, ISBN: 978-3618600459
  • Werke. Band 5. Gedichte. Frankfurt am Main, Deutscher Klassiker Verlag 1994, ISBN: 978-3618600558
  • Werke. Band 6. Schriften. Frankfurt am Main, Deutscher Klassiker Verlag 1992, ISBN: 978-3618602057
  • Erzählungen. Ditzingen, Reclam Verlag 1991, ISBN: 978-3150015056
  • Schultz, Hartwig (Hg.): Freundschaftsbriefe. Band 2. 1801 bis 1806. Eichborn Verlag 2000, ISBN: 978-3821841571
  • Schultz, Hartwig (Hg.): Freundschaftsbriefe. Band 2. 1807 bis 1829. Eichborn Verlag 2000, ISBN: 978-3821841588

Hörspiele

  • Des Knaben Wunderhorn. 2 CDs . Oder die andere Wahrheit. Ein literarisch-musikalischer Abend. Es lesen Günter Grass, Helene Grass und Stephan Meier. Göttingen, Steidl Verlag 2004, ISBN: 978-3865215017

Sekundärliteratur

  • Baumgart, Hildegard: Bettina Brentano und Achim von Arnim. Berlin, Berlin Verlag 1999, ISBN: 978-3827002716
  • Gersdorff, Dagmar von: Bettina und Achim von Arnim. Eine fast romantische Ehe. Berlin, Rowohlt Verlag 1997, ISBN: 978-3871342882
  • Pape, Walter: Arnim und die Berliner Romantik. Kunst, Literatur und Politik. Tübingen, Niemeyer Verlag 2001, ISBN: 978-3484108332

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