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Lessing, Doris

Doris Lessing (geb. 22. Oktober 1919 in Kermanschah; gest. 17. November 2013 in London) ist eine der erfolgreichsten britischen Schriftstellerinnen. Zu ihren bekanntesten Werken? zählen „Das fünfte Kind“ und „Das goldene Notizbuch“. Doris Lessing ist Trägerin des Literaturnobelpreises 2007.

Leben und Schreiben

Doris Lessing wurde am 22. Oktober 1919 als Doris May Tayler in Kermanschah im heutigen Iran geboren. Im Jahre 1925 siedelte die aus Großbritannien stammende Familie Tayler in die britische Kolonie Südrhodesien (heute Simbabwe) über, um dort vom Maisanbau zu leben. Der Traum vom Wohlstand erfüllte sich auf der kleinen Farm mitten in Afrika aber nicht. In der Hauptstadt Salisbury besuchte die Autorin eine katholische Schule, die sie jedoch in ihrem 15. Lebensjahr verließ, um arbeiten zu gehen. Sie war zunächst als Kindermädchen angestellt, dann als Stenotypistin und Telefonassistentin.

Im Jahre 1939 heiratete sie Frank Charles Wisdom, mit dem sie einen Sohn und eine Tochter hatte. Die Ehe hielt jedoch nicht sehr lange und wurde 1943 wieder geschieden. Die beiden gemeinsamen Kinder blieben beim Vater. In der Zeit nach der Scheidung kam Doris Lessing in Kontakt mit linksradikalen Strömungen und arbeitete in einer marxistischen Partei mit. Dabei lernte sie ihren späteren Mann Gottfried Lessing kennen, den sie 1945 heiratete. Doch auch diese Ehe wurde nach nur vier Jahren wieder geschieden. Mit dem gemeinsamen Sohn Peter siedelte Doris Lessing 1949 nach England über.

Im Gepäck hatte sie ihr Manuskript für „The Grass is Singing“ (Afrikanische Tragödien), für das sie in England einen Verleger fand. Es war ihr erstes Buch? und wurde auf Anhieb ein großer Erfolg. Von diesem Zeitpunkt an machte sich Doris Lessing nicht nur als Romanautorin, sondern auch als Verfasserin von Kurzgeschichten international einen Namen.

Soziale Fragen und Probleme

Doris Lessings Nähe zum Kommunismus spiegelt sich in ihrem frühen Werk wider, bevor sie sich Ende der 1950er Jahre von dieser Weltanschauung entfernt. Ihre ersten Bücher aus jener Zeit haben oftmals soziale Fragen und Probleme zum Thema. In ihrer Romanserie? „Kinder der Gewalt“, die zwischen 1952 und 1969 entstand, thematisiert sie anhand der Protagonistin Martha Quest den Krieg als Symbol und Ausdruck von Gewalt. Geboren kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs durchlebt die Protagonistin den Zweiten Weltkrieg und stirbt schließlich im Chaos eines Dritten (imaginären) Weltkriegs um die Jahrtausendwende. Zu diesem Zyklus gehören die Bücher „Martha Quest“ (1952), „Eine richtige Ehe“ (1954), „Sturmzeichen“ (1958), „Landumschlossen“(1965) und „Die viertorige Stadt“ (1969).

Im gleichen Zeitraum veröffentlichte die Autorin eine Reihe von Büchern, darunter das Drama „Wie ein Taubenschlag oder Jedem seine eigene Wildnis“ (1959) oder den autobiographischen Bericht „Auf der Suche. Eine Dokumentation“ (1960), in dem sie sich mit ihrer ersten Zeit in England auseinandersetzt. 1962 veröffentlichte sie den Roman „Das goldene Notizbuch“, der in der Literaturwissenschaft als ihr bestes Werk gilt. Weitere erfolgreiche Romane sind „Anweisung für einen Abstieg zur Hölle“ (1971) und „Die Memoiren einer Überlebenden“ (1974). Mit diesen beiden Romanen beginnt ein neuer Abschnitt in Lessings literarischem Werk.

Die früheren Werke, wie ihr Debütroman und die Serie „Kinder der Gewalt“, waren realistische Bücher, in denen die Autorin gesellschaftliche und soziale Themen aufgriff. In ihrer zweiten Schaffensphase wendet sie sich eher einer surrealistischen und phantastischen? Literatur zu, die von mystischen Elementen geprägt ist.

In diese Phase gehört auch ihr Zyklus? „Canopus in Argos: Die Archive“, wieder bestehend aus fünf Büchern, die sie von 1979 bis 1983 veröffentlichte. Dieser Zyklus ist stark geprägt von sufistischen Einflüssen, also von der islamischen Mystik. Die Autorin verlässt den strengen Rahmen des realistischen Erzählens und gibt sich ganz dem Urbewusstsein und der Mystik hin. Diesem Zyklus folgte eine Vielzahl von Romanen und Erzählungen. Auch heute noch ist Doris Lessing eine anerkannte, erfolgreiche Autorin, die fast in jährlichem Abstand neue Werke veröffentlicht. Die Romane "The Good Terrorist" (dt. Die Terroristin) und "The Fifth Child" (dt. Das fünfte Kind) schrieb sie 1985 und 1988 unter dem Pseudonym Jane Somers.

Das goldene Notizbuch (1962)

"The golden Notebook" gilt als der beste und erfolgreichste Roman von Doris Lessing. Die Protagonistin Anna Wulf, die – nebenbei bemerkt – einige Parallelen zur Autorin aufweist, ist Schriftstellerin, kommt aus Südafrika und lebt in England. Im Alter von etwa dreißig wird sie von einer schweren Lebenskrise erschüttert, die auch ihre schöpferische Ader lahm legt. Außerdem hat sie das Gefühl, emotional nicht richtig auf bestimmte Ereignisse zu reagieren.

Sie versucht, mit ihren Problemen fertig zu werden, schafft es aber trotz psychotherapeutischer Behandlung nicht. Deshalb versucht sie, die Angelegenheit durch das Schreiben von vier verschiedenen Notizbüchern zu lösen. Diese sind verschiedenfarbig eingebunden: Im schwarzen Büchlein verzeichnet sie ihre Gefühlszustände und Erlebnisse während des Krieges in Südafrika. Das rote Notizbuch steht für ihre politischen Tätigkeiten und Gedanken. Ein gelbes ist ihr Sammelplatz für neue Ideen und Erfahrungen, die sie in Romanen verarbeiten will. Blau schließlich ist das Buch, in dem sie alle persönlichen und privaten Erfahrungen niederschreibt.

Durch die Beziehung zu ihrem neuen Geliebten gelangt Anna zu neuen Erkenntnissen über sich selbst und ihre innersten Gefühle. Sie erkennt, dass es das Böse nicht nur „draußen“ in der Welt gibt, sondern dass es auch tief in ihr selbst verborgen lauert. Als sie dies mit sich selbst geklärt hat, festigt sich ihre Persönlichkeit wieder, und ihre vier Notizbücher sind für sie nicht mehr interessant. Vielmehr schreibt sie nun ihre Erfahrungen und Ideen in einem einzigen – goldenen – Notizbuch nieder. Annas Probleme lösen sich auf und ihre Schreibblockade? ist beseitigt, worauf sie einen neuen Roman mit dem Titel „Free Women“ beginnt.

Das Bemerkenswerte an Doris Lessings Roman ist die Zusammenstellung der einzelnen Teile. Der von Anna geschriebene Roman „Free Women“ dient als eine Art äußerer Rahmen?, in den die übrigen Teile, die vier Tagebücher, eingebettet sind. Der Leser erfährt aber erst zum Schluss, wie die verschiedenen Teile zusammenhängen und bis dahin ergibt sich ein spannender Roman voller paradoxer? und scheinbar unzusammenhängender Szenen.

Nobelpreis für Literatur 2007

* lessing-doris-webseite Δ


Am 11. Oktober 2007 gab die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften bekannt, dass Doris Lessing den Literaturnobelpreis 2007 erhalten wird. Die Entscheidung kam eher überraschend, denn Lessing zählte nicht zu den als Favoriten gehandelten Schriftstellern. Ihre Entscheidung begründete die Jury vor allem mit dem 1962 erschienenen "Goldenen Notizbuch". Dieses Buch sei von der Frauenbewegung als Pionierleistung rezipiert worden. "Es gehört zu der Handvoll Bücher, die über die Sicht der Mann-Frau-Beziehung des 20. Jahrhunderts informieren." Doris Lessing sei eine "Epikerin der weiblichen Erfahrung". Mit "Skeptizismus, Feuer und visionärer Kraft" habe sie "eine gespaltene Zivilisation zur Prüfung vorgenommen", so die Nobelpreis-Jury, die nach eigenen Worten auf "eine der wohldurchdachtesten Entscheidungen" zurückblickt, "die wir jemals getroffen haben".

Aus gesundheitlichen Gründen konnte Doris Lessing bei der Preisverleihung am 10. Dezember 2007 in Stockholm nicht anwesend sein. Sie nahm den Preis am 30. Januar 2008 im Rahmen einer privaten Feierstunde in der Londoner Galerie Wallace Collection vom schwedischen Botschafter entgegen. Fünf Jahre später, am 17. November 2013, starb die Schriftstellerin in London.

Werke (Auswahl)

  • Bücher von Doris Lessing bei Jokers
  • The Grass Is Singing (dt. Afrikanische Tragödien) (1949)
  • Children of Violence, Series (dt. Kinder der Gewalt, Romanserie) (1952-1969)
  • The Golden Notebook (dt. Das goldene Notizbuch) (1962, dt. 1978)
  • Briefing for a Descent into Hell (dt. Anweisung für einen Abstieg zur Hölle) (1971)
  • Memoirs of a Survivor (dt. Die Memoiren einer Überlebenden) (1974)
  • Canopus in Argos: Archives, Series) (dt. Canopus in Argos: Die Archive, Romanserie) (1979-1983)
  • The Fifth Child (dt. Das fünfte Kind) (1988)
  • Autobiographie, Teil I: Under my skin (dt. Unter der Haut) (1995); Teil II: Walking in the Shade (dt. Schritte im Schatten) (1997)
  • Love, Again (dt. Und wieder die Liebe) (1996)
  • Mara and Dann (Mara und Dann) (1999)
  • Ben, in the World (Ben in der Welt) (2000)
  • The Sweetest Dream (Ein süßer Traum) (2002)
  • The Grandmothers (Ein Kind der Liebe) (2004)
  • The Cleft (Die Kluft) (2007)
  • Alfred and Emily (Alfred und Emily) (2008)

Auszeichnungen (Auswahl)

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