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Epik

Eine der drei grundlegenden Gattungen der Literatur, neben Drama und Lyrik. Sie umfasst die erzählende Literatur.

Definition

Die Epik ist neben dem Drama und der Lyrik eine der drei literarischen Grundgattungen. Der Begriff stammt von dem griechischen Wort „epikós“ ab, welches das Element eines Werkes (Epos) bezeichnete. Die Epik umfasst jede Art fiktiver erzählender Dichtung in Versen oder Prosa. In Anlehnung an Goethe wird sie oft eingestuft als die mittlere der drei „Naturformen der Poesie“ und als solche „klar erzählend“. Demnach ist sie nicht so subjektiv wie die „enthusiastisch aufgeregte Lyrik“ und weniger objektiv als die „persönlich handelnde“ Dramatik? (nach J. W. Goethe: Noten und Abhandlungen zum besseren Verständnis des West-östlichen Divans, 1819).

Aufbau

Die anthropologische Situation des Erzählens liegt der Epik zugrunde. Ein Erzähler vermittelt ein Geschehen an einen oder mehrere Zuhörer bzw. Leser. Die Haltung, in der erzählt wird, kann sehr unterschiedlich sein: voll innerer Anteilnahme und engagiert oder aber distanziert. Er kann wertend oder neutral erzählen – mit dem Ziel, Betroffenheit und eine Meinung zu erzeugen oder aber einfach zu informieren.

Die Erzählhaltung des Erzählers wird durch seinen jeweiligen Erzählerstandpunkt begründet. Wie er Vorgänge und Figuren sieht, seine Einblicke in Außen- und Innenwelten und seine Urteile über die Ereignisse bestimmen die Erzählperspektive. Erzählhaltung? und Erzählperspektive sind keine statischen Größen, sondern können sich im Verlauf eines Werkes auch mehrfach verändern. Die drei typischen Erzählstandpunkte werden gebildet von einem miterlebenden Ich-Erzähler oder einem allwissenden auktorialen Erzähler oder mit Hilfe einer personalen Erzählsituation, in der dem Leser die Existenz eines Erzählers nicht bewusst gemacht wird. In vielen Fällen schafft eine epische Einkleidung (Rahmenerzählung, Brief, Tagebuch) dem Erzähler einen geeigneten Spielraum.

Da äußere und innere Ereignisse zur Sprache gebracht werden, die als vergangen gedacht sind, ist in der Regel das epische Präteritum? die Erzählzeit. Dieses entspricht der Grundsituation des Erzählens. Trotz der rückblickenden Perspektive kann auch bei dieser Erzählzeit die Zukunft thematisiert werden. Das epische Präteritum sorgt für einen gleichmäßigen Erzählfluss. Seltener wird das historische Präsens? (Praesens historicum) verwendet. Dabei wird in der Gegenwart erzählt, was den Zuhörer oder Leser in größere Nähe zum Geschilderten rückt.

Verschiedene Formen

Die Epik tritt in den unterschiedlichsten Formen auf. Daher weist sie keine einheitlich zu beschreibende formale Struktur auf.

Epische Großformen

  • Versepos - bereits in der Antike ausgebildet, befasst sich das Versepos meist ausführlich mit dem Leben und den Taten großer historischer Persönlichkeiten oder Sagengestalten
  • Roman - die Großform erzählender Dichtung und heute beliebteste Prosaform
  • Saga - eine Gattung der mittelalterlichen isländischen Prosa
  • Satire - eine Dichtung, in der durch Spott, Übertreibung oder Ironie bestimmte Personen, Anschauungen, Geschehnisse oder gesellschaftliche Zustände kritisiert oder lächerlich gemacht werden sollen
  • Parodie - die verzerrende oder verspottende Nachahmung eines bereits existierenden und ernst gemeinten literarischen Werkes

Epische Kurzformen

  • Erzählung - eine epische Gattung mit verschiedenen Bedeutungsebenen
  • Novelle - eine epische Gattung in Prosaform, seltener in Versen, mit Leitmotiv und straffer, verdichteter Handlungsführung
  • Anekdote - eine lebendige epische Kleinform
  • Kurzgeschichte - eine moderne Form der Kurzprosa, deren wichtigstes Merkmal die starke Komprimierung des Inhalts ist
  • Short Story - in den USA und in England eine weit verbreitete Kurzform der erzählenden Prosa
  • Romanze - ein kürzeres volkstümliches Erzähl- oder Preislied
  • Kalendergeschichte - eine kurze volkstümliche Erzählung mit belehrend-erbaulicher? Tendenz

Kürzestformen

  • Sprichwort - leicht verständliche und volkstümliche Aussage, die eine allgemeingültige Lebenserfahrung formuliert
  • Aphorismus - das "Sprichwort der Gebildeten" formuliert ebenfalls eine Lebensweisheit oder Erkenntnis, aber schlagkräftiger, pointierter und ganz individuell
  • Rätsel - richtet sich direkt oder indirekt an die Intelligenz der Leser, deren Aufgabe es ist, sprachlich verhüllte Personen, Tiere oder Vorgänge beim Namen zu nennen

Volkstümliche Epik

  • Märchen - Prosaerzählung mit übernatürlichen Elementen, aus mündlich überlieferter volkstümlicher Tradition
  • Sage - eine kurze Erzählung, die auf mündlicher Überlieferung basiert

Didaktische Epik

  • Fabel - eine kurze, lehrhafte Erzählung in Versen oder Prosa, in der Tiere als Figuren auftreten und menschliche Eigenschaften besitzen
  • Legende - eine im religiösen Sinne erbauliche, volkstümliche Erzählung aus dem Leben eines Heiligen
  • Gleichnis - ein bildhafte rhetorische Figur, die eine Vorstellung, ein Ereignis oder einen Zustand durch einen Vergleich mit einem anderen konkreten Sachverhalt deutlich macht
  • Parabel - eine lehrhafte Erzählung, die eine allgemeine sittliche Wahrheit oder Erkenntnis an einem Beispiel veranschaulicht

Entstehung

Zu den ersten epischen Formen gehörten Aufschriften auf Gegenständen, die diese erklärten (Epigramm?) sowie höheren Formen (Gnome?, Spruch?, Elegie?). In Kosmogonien und Theogonien (Mythen von der Entstehung der Welt) sowie in mystischen Heilslehren erhielt die Epik vermehrt einen poetischen Gehalt, indem das natürliche Geschehen in personifizierten Taten und Ereignissen dargestellt wurde. Das gilt auch für die Formen Märchen, Sage und Legende.

Antike Epik wurde zum Teil erst nach längerer mündlicher Überlieferung niedergeschrieben. Zwei der frühesten Epen der Weltliteratur sind Homers „Ilias“ und „Odyssee“. Sie gelten zugleich als die ersten großen Schriftzeugnisse der griechischen Geschichte und als die ältesten Werke abendländischer Literatur. Ihnen wird der Beginn der europäischen Kultur- und Geistesgeschichte zugeschrieben.

Allerdings ist ihre Autorschaft ebenso umstritten wie die Datierung. Homer lebte vermutlich gegen Ende des 8. Jahrhunderts vor Christus. Gesichert ist die Herkunft der Epen aus dem griechischen Kleinasien nach der sprachlichen Analyse der Werke, die beide im ionischen Dialekt? des Altgriechischen verfasst worden sind. Aufgrund des ursprünglich mündlichen, teils improvisierten Vortrags aus dem Gedächtnis kommen viele Redewendungen? als Lückenfüller wiederholt zur Sprache.

Entwicklung

Ansätze zu einer Theorie der Epik finden sich bereits bei Platon? und Aristoteles?. Doch bleiben diese bis in die Poetik des 19. Jahrhunderts hinein auf normative oder beschreibende Angaben zum Epos beschränkt. Bis dahin ist die Epik eine Bezeichnung für die Kunst des Epos als einer Hauptform der erzählenden Literatur. Epen berichten ausführlich in gebundener Sprache? von einem bedeutenden, als historisch real verstandenen Ereignis.

In der Übergangsphase von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft ist die Epik einem grundlegenden Wandel unterzogen. In Europa erfolgt der Übergang von der Vers- zur Prosa-Epik. Neue Erzählformen wie der Roman bilden sich heraus. Sie dienen dazu, der zunehmenden Komplexität einer sich stetig verändernden Welt literarisch gerecht zu werden.

Zugleich entstehen infolge der industriellen Revolution effektivere Mechanismen zur Produktion und Verbreitung von Literatur. Dadurch beschleunigt sich auch die Entwicklung neuer literarischer Formen wie der Novelle, der Glosse? oder der Kurzgeschichte. Mit der Ausdifferenzierung der epischen Dichtung im 19. Jahrhundert und der Entwicklung der Prosa werden unter dem Begriff Epik alle Genres der erzählenden Literatur zusammengefasst.

Die Theorie der Epik befasst sich zum einen mit der Abgrenzung von anderen Grundgattungen, wie es 1797 schon Goethe und Schiller in einem Briefwechsel über epische und daramatische Dichtung? versucht haben. Zum anderen wird sie in Hinblick auf die einzelnen Erscheinungsformen und Gattungen erweitert. Darüber hinaus gibt es Ansätze, in denen wirkungs-? und rezeptionsästhetische Analysen von Erzählabläufen eine wichtige Rolle spielen. Die Forschung steht auch im Dienste der Entwicklung einer allgemeinen und umfassenden Erzähltheorie.

Heutzutage sind Romane, Erzählungen und Kurzgeschichten die beliebtesten und am weitesten verbreiteten epischen Formen. In den Medien findet diese Tatsache ihr Echo in Form von Rezensionen oder Fernsehsendungen, wo vorrangig Romane besprochen werden.

Sekundärliteratur

  • Erzgräber, Willi / Goetsch, Paul (Hg.): Mündliches Erzählen im Alltag, fingiertes mündliches Erzählen in der Literatur. Tübingen, Gunter Narr Verlag 1987, ISBN: 978-3878087410
  • Lämmert, Eberhard: Bauformen des Erzählens. Stuttgart, Metzler Verlag 2004, ISBN: 978-3476000972
  • Krückeberg, Edzard: Der Begriff des Erzählens im 20. Jahrhundert. Zu den Theorien Benjamins, Adornos und Lukacs. Bonn, Bouvier Verlag 1981, ISBN: 978-3416015936

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