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Phantastische Literatur

Phantastische Literatur ist eine Sammelbezeichnung für Erzähltexte mit traumhaft-doppelbödigem Inhalt. Beliebte Phantastik-Genres sind Fantasy, Gothic Novel und Schauerroman. Als Altvater des phantastischen Schreibens gilt E. T. A. Hoffmann?.

Definition

Fractal Art - (c) by A. Rausch/PIXELIO

Phantastische Literatur ist eine Sammelbezeichnung für zumeist erzählende Literatur, in der die vertrauten und akzeptierten Gesetze der realen Welt außer Kraft gesetzt sind. Zur Familie der phantastischen Literatur gehören verschiedene Genres, wie zum Beispiel Fantasy, Mystery, Gothic Novel, Schauerroman, Horrorroman?, Gespenstergeschichte? und magischer Realismus?. Die Berührungspunkte mit Science Fiction und Utopie sind dagegen eher gering.

Im Mittelpunkt der phantastischen Literatur steht die Darstellung des Außergewöhnlichen, des Unerhörten und nie Gesehenen. Die Protagonisten machen körperliche und seelische Grenzerfahrungen. Sie beobachten an sich selber oder an anderen Figuren mysteriöse Phänomene, die zu einem Bruch der gewöhnlichen Wahrnehmung führen. Beim Lesen phantastischer Literatur stellt sich oft ein traumähnliches Gefühl ein und der Leser ist der Meinung, dass die Grenze zwischen dem Realen und dem Phantastischen dünn ist wie ein Blatt Papier.

Das Element des Unheimlichen und Traumhaft-Doppelbödigen in der phantastischen Literatur wird durch eine Reihe immer wiederkehrender Motive hervorgerufen, wie zum Beispiel Doppelgänger, Böser Blick, Spiegelbild, Déjà-vu-Erlebnis, Alptraum und die Existenz übernatürlicher Wesen. Der Ursprung der Bezeichnung phantastische Literatur geht übrigens auf einen Übersetzungsfehler zurück: E. T. A. Hoffmanns? „Fantasiestücke in Callots Manier“ (1814) wurden als „Contes fantastiques“ (Phantastische Erzählungen) ins Französische übersetzt - richtig lautet die Übersetzung „Contes de la fantaisie“ (Erzählungen aus der Phantasie).

Foto: A. Rausch/pixelio.de.

Entstehung

Phantastisches Erzählen hat bei allen Völkern und zu allen Zeiten eine grundlegende Rolle gespielt. Man nimmt an, dass auch die Höhlenmalereien der Urvölker vom Eindringen wunderbarer und unerhörter Dinge in die vertraut-reale Alltagswelt berichten. Die historische Rückschau zeigt zudem, dass das Phantastische in sozialen und politischen Umbruchszeiten wie dem Beginn der Neuzeit? oder der Moderne? besondere Bedeutung gewann. Es diente den Schriftstellern dazu, die zeitgenössische Gesellschaft zu kritisieren.

Der Ursprung der phantastischen Literatur im modernen Verständnis liegt im frühen 19. Jahrhundert, in der Zeit der Romantik. Als einflussreiche Vorläufer gelten Sage, Märchen, Ritter-?, Räuber?- und Schauerroman. Die Romantiker etablierten das Phantastische als ästhetische Kategorie und literarisches Genre. Als Reaktion auf den nüchternen Rationalismus und die Vernunftgläubigkeit der Aufklärung? faszinierte hauptsächlich das Unheimliche, auf das sich das Phantastische in der Literatur bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts beschränkte.

E. T. A. Hoffmann als Inspirationsquelle

Als charakteristisch für diese frühe Periode gilt das Werk? E. T .A. Hoffmanns? („Die Elixiere des Teufels“, 1815/1816; „Nussknacker und Mausekönig“, 1816; „Der Sandmann“, 1817), das bis heute als nahezu unerschöpfliche Inspirationsquelle? für phantastisches Erzählen dient. In den Erzählungen Hoffmanns? schwinden die Grenzen zwischen dem Realen und dem Phantastischen: Traum und Wirklichkeit, Täuschung und Tatsächliches verschmelzen zu einer faszinierenden Einheit.

Neben E. T. A. Hoffmann? sind weitere Schriftsteller zu nennen, die bedeutenden Anteil an der phantastischen Literatur im 19. Jahrhundert hatten - wie zum Beispiel Wilhelm Hauff? („Das Wirtshaus im Spessart“, 1827), Mary Shelley („Frankenstein“, 1818), Bram Stoker? („Dracula“, 1897), Nikolai Gogol? („Die Nase“, 1836; „Die toten Seelen“, 1842) und Edgar Allan Poe („Die Maske des roten Todes“, 1842; „Die Grube und das Pendel“, 1843).

Entwicklung

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bildeten sich verschiedene Spielarten des phantastischen Erzählens heraus: So trat unter anderem die Fantasy ihren Siegeszug an und griff dabei verstärkt auf alte Sagen und Mythen zurück. Aber auch die „wissenschaftliche Phantastik“, heute besser als Science Fiction bekannt, gelangte durch Autoren wie Jules Verne? („Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, 1864; „Reise um die Erde in 80 Tagen“, 1873) und H. G. Wells? („Die Zeitmaschine“, 1895; „Der Krieg der Welten“, 1989) zu enormer Popularität. Die Science Fiction gehört heute allerdings nicht zur Familie der phantastischen Literatur, weil sie die wunderbaren Ereignisse rational und wissenschaftlich erklärt.

Neue Vielfalt des phantastischen Erzählens

Im 20. Jahrhundert entwickelten sich unter dem Einfluss der psychoanalytischen Theorien Sigmund Freuds zahlreiche neue Formen des Phantastischen. Während die Romantiker zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch vornehmlich das Unheimliche betonten, entwarfen die Autoren im 20. Jahrhundert verstörende, zersplitterte oder visionäre Parallelwelten. Im Mittelpunkt vieler Werke? steht nicht mehr die Frage nach der Grenze zwischen Realem und Phantastischem, sondern zwischen Bewusstem und Unbewusstem, zwischen Sagbarem und Unsagbarem.

Als einflussreichste Vertreter der phantastischen Literatur im 20. Jahrhundert gelten so unterschiedliche Autoren wie Alfred Kubin? („Die andere Seite“, 1909), Gustav Meyrink? („Der Golem“, 1915), Leo Perutz („Der Meister des Jüngsten Tages“, 1923), Bruno Schulz? („Die Zimtläden“, 1934), Jorge Luis Borges? („Der Schwarze Spiegel“, 1935), H. P. Lovecraft? („Das Grauen vor der Tür“, 1945), Italo Calvino („Der geteilte Visconte“, 1952), J. R. R. Tolkien? („Der Herr der Ringe“, 1954/1955) und Michail Bulgakow („Der Meister und Margarita“, 1974).

Zur Familie der phantastischen Literatur gehören:

Literatur

  • Bulgakow, Michail: Der Meister und Margarita. Luchterhand, München 2006, ISBN: 978-3630620930
  • Hoffmann, E. T. A.: Die Elixiere des Teufels. Dtv, München 1997, ISBN: 978-3423123778
  • Perutz, Leo: Der Meister des Jüngsten Tages. Dtv, München 2003, ISBN: 978-3423131124

Sekundärliteratur

  • Kollert, Günter: Phantasie - Phantastik – Fantasy. Erzählte Welten zwischen Romantik und neuem Mythos. Verlag am Goetheanum, Dornach 2010, ISBN: 978-3723513828
  • Lovecraft, H. P.: Die Literatur der Angst. Zur Geschichte der Phantastik. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1995, ISBN: 978-3518389225
  • Schneidewind, Friedhelm: Mythologie und phantastische Literatur. Oldib Verlag, Essen 2008, ISBN: 978-3939556046

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