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Kriminalroman

Eine einheitliche Definition für den Kriminalroman gibt es nicht, denn die Übergänge zu anderen Literaturarten sind fließend. Zudem sind kriminalistische Inhalte oft nur ein Bestandteil eines Buches, ohne es im Ganzen zu prägen.

Definition

Krimi-Motiv - (c) Hanspeter Graf/PIXELIO

Der Kriminalroman (Kurzform: Krimi) ist ein Genre innerhalb der Literatur. Der Begriff kommt von crimen, lat. Verbrechen. In der Regel hat der Krimi die Geschichte oder die Aufklärung eines Verbrechens zum Thema. Die Lösung eines Falls wird meistens von Detektiven, von der Polizei oder durch Privatpersonen herbeigeführt. Es gibt große Unterschiede darin, aus welcher Perspektive erzählt wird und auf welchen Aspekten die Schwerpunkte von Kriminalromanen liegen. Der Kriminalroman teilt sich in zahlreiche Untergattungen auf.

Eine einheitliche Definition für den Kriminalroman gibt es nicht, denn die Übergänge zu anderen Literaturarten sind fließend. Außerdem sind die kriminalistischen Inhalte oft nur Bestandteil eines Buches, aber nicht zentral.

Foto: Hanspeter Graf/Pixelio.de

Merkmale

Obwohl es keine eindeutige Definition für einen Kriminalroman gibt, existieren Kriterien, an denen man sich orientieren kann. Diese lassen sich unter folgenden Fragestellungen zusammenfassen:

  • Findet ein Verbrechen statt?
  • Wie ist das Verbrechen in die Handlung eingebunden?
  • Sind die Figuren (Täter, Opfer, Ermittler) die Protagonisten?
  • Wie werden die Figuren charakterisiert (oberflächlich, widersprüchlich ...)
  • Wird das Verbrechen moralisch, juristisch oder nach anderen Maßstäben bewertet?
  • Welche Rolle spielt die Aufklärung des Verbrechens?
  • Welche anderen dramatischen Elemente gibt es neben den kriminalistischen Elementen? In welchen Verhältnis stehen diese zueinander?
  • Was ist die Intention des Autors: Soll das Buch vor allem Spannung erzeugen? Oder geht es zum Beispiel eher um tief greifende Analysen seelischer Abgründe oder gesellschaftlicher Missstände?

Entwicklung

Schon immer waren die Menschen von Geschichten und Berichten über Verbrechen fasziniert. Schuldfragen und die Erklärung von Ursachen des Bösen wurden schon in den biblischen Schriften des Alten Testaments thematisiert. Die Geschichte von Kain und Abel ist dabei wohl die berühmteste.

Schiller und die Kriminalberichte

Verbrechen fanden sich auch in der Literatur der Antike (z.B. Sophokles’?König Ödipus“), des Mittelalters? und der Renaissance?. Einer der ersten Autoren der Neuzeit, dem es gelang, einen Kriminalfall in sachlicher Form zu beschreiben, war Friedrich Schiller (1759-1805). Seine Erzählung „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“ (1786) handelt nach einer wahren Begebenheit – davon, wie ein Mann zum Verbrecher wird.

Großen Einfluss auf Schiller übte dabei der französische Jurist und Autor Francois Gayot de Pitaval? (1673-1743) aus. Dessen 22-bändige Sammlung „Causes célèbres et intéressantes, avec les jugemens qui les ont décidées“ (Berühmte und interessante Rechtsfälle mit den dazugehörigen Urteilen) enthält interessante und Aufsehen erregende Kriminalfälle jener Zeit. De Pitaval? begründete mit seinem zwischen 1734 und 1743 veröffentlichten Werk die Gerichtsberichterstattung. Ihm ging es nicht nur um die Tat-Hintergründe, sondern auch in hohem Maße um die Psychologie der Täter. Schiller gab 1792/94 eine Auswahl seiner Berichte in deutscher Übersetzung heraus: „Unerhörte Kriminalfälle. Eine Sammlung berühmter und merkwürdiger Kriminalfälle“.

Erste deutsche Kriminalerzählungen

Die deutschsprachige Kriminalerzählung wurde von August Gottlieb Meißner? (1753-1807) begründet. Dieser Schriftsteller der Aufklärung? folgte der Tradition von de Pitaval?, indem er sich verstärkt den psychologischen und sozialen Aspekten von Kriminalfällen widmete: Der Leser lernt den Täter bereits vor dessen krimineller Handlung kennen. Er erfährt auf diese Weise von seinen Umständen und den Motiven für die Tat und kann sich ein eigenes Urteil bilden. Meißner? veröffentlichte etwa fünfzig Kriminalgeschichten, die zu seiner Zeit sehr beliebt und kommerziell erfolgreich waren. Dazu zählten „Mord aus Schwärmerey“ und „Unkeusche, Mörderin, Mordbrennerin, und doch blos ein unglückliches Mädchen“.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts finden sich in der deutschsprachigen Literatur unter anderem bei Heinrich von Kleist und bei E.T.A. Hoffmann? kriminalistische Inhalte.

 Als erster bedeutender deutschsprachiger Detektivromanautor jüngerer Zeit gilt der Schweizer Friedrich Glauser (1896-1938). Von ihm stammen unter anderem „Der Tee der drei alten Damen“ (1932) und „Die Fieberkurve“ (1935).
Der angelsächsische Kriminalroman

Das Genre des Kriminalromans wurde aber erst in der angelsächsischen Literatur des 19. Jahrhunderts geprägt. Hierbei entstand der Typus des scharf beobachtenden, logisch denkenden Detektivs, der eher aus einem Hobby heraus Verbrecher jagt. Die Detektivgeschichte bzw. der Detektivroman ist bis heute eine beliebte Form der Kriminalliteratur.

Als einer der ersten Autoren von Detektivgeschichten gilt Edgar Allan Poe. Seine Kurz- und Detektivgeschichte „Der Doppelmord in der Rue Morgue“ erschien 1841 in der Zeitschrift? „Graham’s Magazine“. Die Hauptfigur Auguste Dupin wird als erster Detektiv der Literaturgeschichte angesehen, auch wenn Poe ihn nicht explizit als solchen bezeichnete.

Auch Arthur Conan Doyle? („Sherlock Holmes“) schrieb Detektivromane. Agatha Christie setzte die Tradition später mit der weiblichen Heldin „Miss Marple“ fort.

Whodunit: Sherlock Holmes und Miss Marple

Die klassische Detektivgeschichte hat ein Verbrechen als Ausgangspunkt, von dem am Anfang der Geschichte berichtet wird. Häufig geht es dabei um Mord. Der Detektiv klärt den Fall im Laufe der Handlung auf. Die eigentliche Geschichte des Verbrechens und die Hintergründe für die Tat werden daher in der Regel erst nach dem Verbrechen vom Detektiv im Zuge seiner Aufklärung erhellt.

In vielen Detektivgeschichten bleibt lange unklar, wer der Täter ist. Der Reiz für die Lesenden liegt auch darin, mit dem Detektiv mitzuraten und mitzufiebern. Diesen Typus des Detektivromans nennt man Whodunit, was auf die Frage „Who’s done it?“ (Wer hat es getan?) anspielt. Klassische englische Whodunits sind die Reihen um Sherlock Holmes und Miss Marple.

Detektivgeschichten für Kinder schrieb die kanadische Autorin Charlotte MacLeod.

Spionage- und Agententhriller

Neben dem klassischen Whodunit entwickelten sich weitere Untergattungen (Subgenres) des Krimis, jede mit für sich typischen Milieus, Erzähl- und Handlungsschemata. Dazu gehören Spionage- und Agententhriller wie Ian Flemings „James Bond“ (ab 1952). Herausragende Vertreter sind auch der Schotte John Buchan? und Eric Ambler?. Im Thriller? wird der Ermittler in der Regel zum Ziel des Täters.

Polizeiromane

Auch Polizeiromane, in denen häufig ein Kommissar ermittelt, erfreuen sich großer Beliebtheit. Zum Beispiel gilt dies in der Gegenwart für die Krimis von Donna Leon (Kommissar Brunetti) oder Henning Mankell (Kommissar Kurt Wallander). Auch das Autoren-Duo Maj Sjöwall? und Per Wahlöö? (Kommissar Martin Beck) oder der bereits verstorbene belgische Schriftsteller Georges Simenon (Jules Maigret) haben diese Untergattung nachhaltig geprägt. Dabei geht es nicht nur um Milieuschilderungen, sondern auch um Gesellschaftskritik.

Andere Umfelder

Seltener sind Fälle, die außerhalb gewohnter Lebensumfelder angesiedelt sind. So spielt Umberto Ecos „Der Name der Rose“ im Mittelalter?, Robert van Guliks? „Richter Di“ im alten China oder „Die Stahlhöhlen“ von Isaac Asimov? in der Zukunft. Auch existiert eine spezielle Krimi-Literatur für Jugendliche (Die drei Fragezeichen, Nick Knatterton).

Trivialliteratur oder Kunst?

Im 20. Jahrhundert sind Krimis zur Massenware geworden. In Amerika verbreitete sich die Figur des professionell agierenden Privatdetektivs, wobei Dashiel Hammett? und Raymond Chandler als herausragende Krimi-Autoren zu nennen sind, die einen solchen zum Leben erweckten.

Verbreiteten sich Krimis früher vor allem in Romanen und in Groschenheften?, sind sie heute in allen Medien präsent: in Comics, Fernsehserien, Filmen, Hörspielen oder Mangas?. Der Literaturwissenschaft und -kritik galten Krimis lange Zeit als Trivialliteratur. Inzwischen ist der Kriminalroman jedoch eine anerkannte Literaturgattung. So lassen sich auch Werke? der Weltliteratur? (wie Fjodor Dostojewskis „Schuld und Sühne“) als Krimi auffassen.

Heutzutage werden zahlreiche Literaturpreise für Krimis vergeben und finden sich in großer Zahl in den Bestseller-Listen?.

Das Deutsche Krimi-Archiv

Fans des Genres können sich ins Deutsche Krimi-Archiv begeben, eine Präsenzbibliothek?, die sich in der „Alten Gerberei“ in Hillesheim/Eifel befindet. Hier finden sich nicht weniger als 26.000 Bände?.

Im Nordwesten Niedersachsens, in Stollhamm, ist seit 2007 das erste deutsche Krimi-Museum zu Hause. Hier gibt es rund 4500 deutschsprachige Ausstellungsstücke zu sehen – vom Groschenheft? über Reclams? Automatenbücher? bis zum Krimi im exklusiv gebundenen Lederumschlag.

Literatur

  • Leonhardt, Ulrike: Mord ist ihr Beruf. Die Geschichte des Kriminalromans. München, Verlag C. H. Beck 1990, ISBN: 3-406-34420-8
  • Nusser, Peter: Der Kriminalroman. Stuttgart, Metzler Verlag 2003, ISBN: 978-3476131911
  • Schädel, Mirko: Illustrierte Bibliographie der Kriminalliteratur von 1796 bis 1945 im deutschen Sprachraum. Butjadingen, Achilla 2006, 2 Bände, ISBN: 3-928398-92-X
  • Suerbaum, Ulrich: Krimi. Ditzingen, Reclam Verlag 1984, ISBN: 978-3150103319
  • Vogt, Jochen (Hrsg.): Der Kriminalroman. Poetik – Theorie – Geschichte. München, Fink (UTB) 1998, ISBN: 3-8252-8147-7

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